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Baltische Staaten

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Die baltischen Staaten im Jahr 2022.
Der Begriff baltische Staaten bezeichnet summarisch die in der Region Baltikum[wp] gelegenen Länder Estland, Lettland und Litauen. Alle drei Staaten wurden 1940 von der Sowjetunion[wp] besetzt und annektiert[wp]. Sie erlangten schließlich 1991 ihre Unabhängigkeit zurück.

Bevölkerungsentwicklung

Seit 1989 ist die Bevölkerung Estlands von 1,55 Mio. auf 1,33 Mio., Lettlands von 2,67 Mio. auf 1,89 Mio. und Litauens von 3,67 Mio. auf 2,81 Mio. zurückgegangen. Insgesamt ist die baltische Bevölkerung von einem Höchststand von 7,89 Mio. im Jahr 1989 auf heute 6,03 Mio. gesunken, was einem Rückgang von mehr als 23 Prozent entspricht, doch die Länder, die von ihren - zumeist der jeweiligen Titularnation[wp] zugehörigen - Bürgern verlassen wurden[anm 1], sind für die NATO in ihrem Streben nach US-amerikanischer Vorherrschaft[wp] in Europa strategisch wichtige Vasallenstaaten.

NATO

Alle drei Länder traten 2004 gleichzeitig der NATO bei.

Zitat: «As of June 2023, the eight battlegroups are composed of the following Allies:

Host nation: Bulgaria

Framework nation: Italy
Contributing nations: Albania, Greece, Montenegro, North Macedonia, Türkiye and the United States

Host nation: Estonia

Framework nation: United Kingdom
Contributing nations: Denmark, France and Iceland

Host nation: Hungary

Framework nation: Hungary
Contributing nations: Croatia, Italy, Türkiye and the United States

Host nation: Latvia

Framework nation: Canada
Contributing nations: Albania, Czechia, Denmark, Iceland, Italy, Montenegro, North Macedonia, Poland, Slovakia, Slovenia and Spain

Host nation: Lithuania

Framework nation: Germany
Contributing nations: Belgium, Croatia, Czechia, Luxembourg, the Netherlands, Norway, Portugal and the United States

Host nation: Poland

Framework nation: United States
Contributing nations: Croatia, Romania and the United Kingdom

Host nation: Romania

Framework nation: France
Contributing nations: Belgium, Luxembourg, the Netherlands, North Macedonia, Poland, Portugal and the United States

Host nation: Slovakia

Framework nation: Czechia
Contributing nations: Germany, Slovenia and the United States»[1]

NATO-Kampfgruppen in Osteuropa

Die NATO-Kampfgruppen sind multinationale Kampfverbände[wp].[2]

Land Standort Truppenstärke[3][anm 2] Führungsnation[3] Aktuelle Teilnehmer[3]
Estland Tapa[wp] 1.373 Vereinigtes Königreich Dänemark[wp], Frankreich, Island[wp]
Lettland Ādaži[wp] 1.840 Kanada Albanien[wp], Tschechien[wp], Italien, Montenegro[wp], Nordmazedonien[wp], Polen, Slowakei[wp], Slowenien[wp], Spanien
Litauen Rukla[wp] 1.805 Deutschland Belgien[wp], Tschechien, Luxemburg[wp], Niederlande, Norwegen[wp]
Polen Orzysz[wp] 1.033 Vereinigte Staaten Deutschland[4], Kroatien, Rumänien, Vereinigtes Königreich
Bulgarien[wp] Kabile[wp] 945 Italien Albanien, Griechenland[wp], Nordmazedonien, Türkei, Vereinigte Staaten
Rumänien Cincuv 1.126 Frankreich Niederlande, Nordmazedonien, Polen, Portugal[wp], Vereinigte Staaten
Slowakei[wp] Lešť[wp] 1.056 Tschechien[wp] Deutschland, Niederlande, Slowenien
Ungarn Tata[wp] 1.054 Ungarn Kroatien, Italien, Montenegro, Türkei, Vereinigte Staaten

Russenfeindlichkeit der baltischen Staaten

Ein russischer Professor hat sich mit der Frage, was die Gründe für die anti-russische Politik und Stimmung im Baltikum sind, befasst und in der russischen Nachrichten­agentur TASS einen interessanten und selbstkritischen Artikel dazu veröffentlicht, den ich übersetzt habe.
Zitat: «Drei Schwestern und eine Grenze: Wie die baltischen Staaten Geschichte in Geopolitik verwandelt haben

Fünf kurze, aber miteinander verbundene Geschichten, die verdeutlichen, wie der "sowjetische Westen" zur "europäischen Front" wurde und warum Russland diese Erfahrungen auch heute noch verarbeiten muss

In diesem Jahr feiert das Baltikum eine Reihe von Jubiläen. Litauen, Lettland und Estland feiern die "Wieder­herstellung ihrer Staatlichkeit". Diese Feiertage werden jedes Mal nicht nur als Anlass für Konzerte und Feuerwerke gesehen, sondern auch als weitere Gelegenheit, die eigene Version der Vergangenheit zu präsentieren. Warum nehmen gerade diese drei der 15 ehemaligen "Schwester­republiken" heute die härteste, manchmal radikal anti-russische Haltung ein?

Die Antwort findet sich in ihrer gesamten Entwicklung vom Status als "Schaufenster der Sowjetunion" bis zum vorderen Rand der NATO im Baltikum.

Frühling der Jubiläen: Der Kalender als Politik

Der offizielle Kalender der baltischen Staaten ist um drei Meilensteine im Frühjahr und Sommer herum aufgebaut. Am 11. März feiert Litauen den Tag der Wieder­herstellung der Unabhängigkeit, die Verabschiedung des Aktes des Obersten Rates von 1990. Am 4. Mai feiert Lettland seinen Tag der Wieder­herstellung der Unabhängigkeit gemäß der Erklärung über die Wieder­herstellung der Staatlichkeit. Und am 20. August beendet Estland den "Dreier­sommer" mit seinem Tag der Wieder­herstellung der Unabhängigkeit, in Erinnerung an den Beschluss des Obersten Rates von 1991 (ein Jahr später als seine Nachbarn).

Für die politischen und kulturellen Eliten sind das jedoch nicht nur einfache Gedenktermine. Zu jedem Fünfjahresjubiläum werden Ausstellungen organisiert, Unterrichts­programme der Schulen aktualisiert und verschiedene Medienprojekte veröffentlicht. Je lauter diese Kampagnen sind, desto schärfer werden die Meinungs­verschiedenheiten zwischen den baltischen Hauptstädten und Moskau hinsichtlich der Bewertung der Vergangenheit.

Wie das Baltikum zum sowjetischen Westen wurde

Nach der Unterzeichnung des deutsch-sowjetischen Nicht­angriffs­pakts[wp] (in Russland Molotow-Ribbentrop-Pakt genannt, in Deutschland Hitler-Stalin-Pakt) am 23. August 1939 erzielte Moskau Vereinbarungen über gegenseitige Hilfe, die es ermöglichten, Garnisonen in Litauen, Lettland und Estland zu stationieren. Vom 14. bis 16. Juni 1940 stellte die UdSSR den drei Regierungen Ultimaten mit der Entsendung zusätzlicher Truppen und zur Bildung von "Regierungen der Volksvertrauens". Am 17. Juni nahmen Teile der Roten Armee[wp] wichtige Objekte ein und am 21. Juli verkündeten die extra gewählten National­versammlungen Litauens und Lettlands sowie die Staatsduma Estlands die Errichtung der Sowjetmacht in ihren Ländern und wandten sich mit einem Antrag auf Aufnahme an den Obersten Rat der UdSSR. Vom 3. bis 6. August wurden die Anträge bewilligt.

Im Sommer 1940 begann die Verstaatlichung von Land, Banken und Industrie, alle Parteien außer den kommunistischen wurden aufgelöst. Vom 14. bis 18. Juni 1941 fand die erste Massen­deportation[wp] statt: nach heutigen Schätzungen wurden etwa 42.000 Menschen deportiert (17.000 aus Litauen, 15.000 aus Lettland, 10.000 aus Estland). Die Kollektivierung begann, wurde jedoch durch den Großen Vater­ländischen Krieg[wp] unterbrochen.

Nach dem erneuten Einmarsch der Roten Armee im Herbst 1944 sah sich Moskau mit massivem bewaffnetem Widerstand konfrontiert. Im ganzen Baltikum belief sich die Gesamtzahl der "Waldbrüder"[wp][anm 3] auf etwa 30.000. Der Kreml betrachtete die Unter­grund­bewegung als "politische Heraus­forderung", die die lokale Macht bedrohte. In einigen Bezirken Litauens und Lettlands war die Sowjetmacht nur tagsüber aktiv, nachts hatten Partisanen­gruppen die Kontrolle.

Die Operationen des Ministeriums für Staats­sicherheit der UdSSR kombinierten Zuckerbrot und Peitsche: Neben der Durchkämmung der Wälder wurden Amnestien für diejenigen gewährt, die ihre Waffen abgaben. Bis 1953 war der organisierte Widerstand weitgehend niedergeschlagen; die Anführer des litauischen Untergrunds, darunter Kapitän Jonas Žemaitis, wurden verhaftet und erschossen.

Danach ließ der Druck nach. Unter Nikita Chruschtschow[wp] und Leonid Breschnew[wp] wurde der Region die Rolle eines "europäischen Schaufensters" zugewiesen: erhöhte Mittel für Wohnungen, importierte Ausrüstung und eine erweiterte Auswahl an Lebensmitteln. Anfang der 1980er Jahre lag das Durch­schnitts­gehalt in Tallinn und Riga um 15-18 Prozent über dem sowjetischen Durchschnitt, und Mangelwaren - von Kassetten­rekordern bis hin zu Jeans - kamen hier früher an als in den zentralen Regionen der Russischen Sowjet­republik. Der "Schaufenster­status" nährte Vergleiche nicht mit Pskow[wp], sondern mit Helsinki[wp] - und wurde später zur ideologischen Quelle für den Slogan "Zurück nach Europa".

Die nationalen Fronten der Perestroika

Der Aufschwung der Perestroika[wp] im Baltikum begann scheinbar mit Streit um Umweltfragen. Im Frühjahr 1987 protestierten estnische Studenten und Wissenschaftler gegen den Abbau von Phosphorit­vorkommen in Lääne-Virumaa (der sogenannte Phosphoritkrieg[wp]). 22.000 Menschen unterzeichneten eine Petition, in Tallinn fanden Kundgebungen statt, auf denen erstmals offen Kritik an den Ministerien der UdSSR geäußert wurde. Fast zeitgleich stellten litauische Fachleute das Projekt des dritten Blocks des Kernkraftwerks Ignalina in Frage und brachten die Frage nach dem Recht der Republik, selbst über ihre eigenen Ressourcen zu entscheiden, zur Sprache.

Im Sommer 1988 formierte sich die Protestenergie zu Massen­bewegungen. Im April entstand in Tallinn die Estnische Volksfront (Rahvarinne[wp]), die bis zum Herbst etwa 100.000 Anhänger um sich scharte; am 3. Juni wurde in Vilnius die Initiativgruppe "Sajudis"[wp] gegründet, deren Gründungs­kongress im Oktober eine Mitgliederzahl von etwa 180.000 Menschen verkündete. Am 8. Oktober wurde in Riga die Volksfront Lettlands gegründet. Trotz der unterschiedlichen Namen stellten alle drei Fronten ähnliche Forderungen: den nationalen Sprachen den Status einer Staatssprache zu verleihen, die Natur zu schützen, das Vorkriegs­eigentum zurückzugeben und das Ziel der politischen Souveränität zu formulieren.

Der Höhepunkt war die Aktion "Baltischer Weg" am 23. August 1989: Eine mehr als 600 Kilometer lange Menschenkette verband bis zu zwei Millionen Menschen von Vilnius bis Tallinn. In weniger als einem halben Jahr errangen die Spitzen­kandidaten bei den sowjetischen Wahlen 75 Prozent der Mandate der Republiken und im Frühjahr 1990 die Mehrheit auch in den nationalen Parlamenten (96 von 141 Sitzen im litauischen Parlament, 131 von 201 im lettischen, 57 von 105 im estnischen). Die neue Zusammen­setzung verkündete sofort einen Kurs zur Wiederherstellung der Vorkriegs­unabhängigkeit.

Warum konnte sich der politische Rammbock so schnell organisieren? Erstens gab es in den baltischen Staaten bereits Universitäten und Künstler­verbände mit europäischen Kontakten. Zweitens stellten die Diasporas in Chicago, Toronto und Stockholm Startkapital und internationale Aufmerksamkeit für die Kampagnen bereit. Drittens veranlasste die Logik des "Schaufensters" die Balten dazu, sich nicht mit dem benachbarten Pskow, sondern mit Skandinavien zu vergleichen. All das zusammen führte zu einer Situation, in der der Slogan "Raus aus der UdSSR" innerhalb von zwei Jahren aus den Kulturhallen in die Parlamente gelangte.

Die Geburt der Republiken und die Radikalisierung

Als die Fronten die Macht übernahmen, standen sie vor der klassischen Frage aller jungen Nationen: Wie kann man eine Protest­koalition schnell in eine einheitliche politische Gemeinschaft verwandeln? Die Lösungen ähnelten den europäischen Revolutionen des 19. Jahrhunderts, verliefen jedoch in einem beschleunigten Tempo.

Der erste Baustein war die Staatsbürgerschaft. Bereits 1992 verabschiedete Estland ein Gesetz, das die automatische Staatsbürgerschaft nur für diejenigen festlegte, die vor 1940 im Land geboren wurden, sowie für deren Nachkommen. Experten schätzen, dass nur etwa 20 Prozent der russischsprachigen Einwohner diese Kriterien erfüllten. Lettland ging den gleichen Weg und schuf den Status der "Nichtbürger"[wp]. Litauen hingegen gewährte allen ständigen Einwohnern die Staatsbürgerschaft. Damit wurden Unterschiede im Integrations­modell und der Grundstein für künftige Streitigkeiten mit Moskau gelegt.

Der zweite Punkt betraf die Sprache und den Kalender. Bereits 1993 wurden in den Republiken neue Feiertage festgelegt, nämlich der 11. März, der 4. Mai und der 20. August, und Schulprogramme eingeführt, in denen die Ereignisse von 1940 als Besatzung interpretiert wurden. Parallel dazu wurden Sprachgesetze verabschiedet. Die Angst, in der russischsprachigen Umgebung "zu verschwinden", wurde bereits 1987 in den "Phosphorit­briefen" festgehalten: "Wir werden unser Land und unsere Sprache verlieren." So sank in Lettland und Estland der Anteil der Unterrichts­stunden in russischer Sprache bis zum Ende des Jahrzehnts auf 30 Prozent, und in den 2020er Jahren begann die vollständige Umstellung der Schulen auf die nationalen Sprachen.

Der dritte Faktor ist die Lustration und die "Listen". In den 1990er Jahren wurden in Lettland Register von "Kollaborateuren" diskutiert. Manchmal gerieten sogar "National­kommunisten" unter Beschuss, also Partei­mitglieder und Reformer, die versuchten, die lettische Agenda in das sowjetische System zu integrieren. Symbole der Sowjetzeit wurden aus den Stadtzentren entfernt, Museen der Besatzung eingerichtet und Bronze­denkmäler aus den Hauptstädten verbannt.

Die Nichtanerkennung der Rechtsnachfolge der UdSSR bedeutete auch die Nicht­anerkennung der sowjetischen Grenzen. Estland knüpfte den Vertrag mit Russland lange Zeit an die Erwähnung des Friedensvertrags von Tartu[wp] von 1920. Sergej Sotow, Leiter der russischen Delegation bei den Verhandlungen mit Lettland, weist auf die Schwierigkeit des Abzugs der Truppen aus Lettland hin, wo sich die größte Truppen­konzentration im Baltikum (58.000 Mann) und strategische Objekte befanden: ein Frühwarnradar in Skrunda, das Weltraum­über­wachungs­zentrum in Ventspils und die Basis der Baltikflotte[wp] in Liepaja. Außerdem lebten in Lettland 23.000 Militärrentner und 63.000 ihrer Familien­angehörigen. Am 15. November 1993 schlug Russland in Jurmala vor, den Abzug der Truppen bis zum 31. August 1994 unter der Bedingung abzuschließen, dass die Radarstation in Skrunda erhalten bleibt, und verzichtete auf die beiden anderen Objekte. Am 16. März 1994 wurde die Vereinbarung über den Status der Radarstation (mit Ausnahme der Miete) paraphiert.

Doch selbst danach kritisierte der historisch-nationalistische Flügel den Kompromiss als "Verrat der Interessen".

In ihrem Bestreben, ihr Recht auf Souveränität zu beweisen, gingen die baltischen Eliten schnell von der Sprache der Lieder­kund­gebungen zu einer strengen Gesetzgebung bei Staatsbürgerschaft, Erinnerung und Grenzen über. Ein Prozess, für den Frankreich oder Italien ein halbes Jahrhundert brauchten, wurde in den baltischen Staaten in den 1990er Jahren innerhalb eines Jahrzehnts durchgeführt. Ein Nebeneffekt davon waren chronische Spannungen mit Russland und das Problem von Hundert­tausenden russisch­sprachigen "Nichtbürgern", das Moskau regelmäßig auf internationalen Foren zur Sprache bringt.

Wirtschaft gegen Symbole: Wer bezahlt für den Bruch?

Die Hinwendung der drei Republiken von Moskau zu Brüssel und Washington führte zu einem schnellen politischen Ergebnis, dem Beitritt zur EU und zur NATO. Das wirtschaftliche und soziale Gleichgewicht erwies sich jedoch als schwieriger. Nach dem Bruch mit Russland verlor Lettland etwa ein Drittel seiner Transit­einnahmen: So ging beispielsweise der Frachtverkehr über die Häfen von Ventspils und Riga zwischen 2013 und 2024 auf fast ein Drittel zurück. Litauen, das für sich den Düngemittelmarkt im Osten geschlossen hatte, wurde von EU-Subventionen abhängig, die durch­schnittlich bis zu drei Prozent des BIP pro Jahr ausmachen. Estland gelang es, sich auf den IT-Cluster zu konzentrieren, musste jedoch 2022 Strom zu Rekordpreisen einkaufen - eine Folge der Trennung vom russischen Energiesystem.

Auch die Frage der Sicherheit hat sich als zweischneidiges Schwert erwiesen. Die NATO-Mitgliedschaft bietet zwar gewisse Garantien, macht die baltischen Staaten jedoch zur Frontlinie eines potenziellen Konflikts. Dementsprechend steigt der Militär­haushalt der baltischen Staaten stetig an, und die Aufrüstung verschlingt Ressourcen, die für soziale Integration und Infrastruktur verwendet werden könnten.

Die Erfahrungen der letzten 30 Jahre zeigen: Das Bestreben, ein "mononationales" Projekt aufzubauen und die Geschichte in Schwarz und Weiß zu unterteilen, kollidiert unweigerlich mit der Geographie und der Wirtschaft. Je länger sich die baltischen Staaten und Russland in ihrer Rolle als Gegner festsetzen, desto teurer wird diese Trennlinie - sei es durch entgangene Einnahmen der Häfen, teuren Strom oder die Abwanderung junger Fachkräfte.

Die Geschichte des 20. Jahrhunderts lehrt uns eine klare Lektion: Staaten, die ihre Nachbarn zu ständigen Rivalen gemacht haben, haben wirtschaftlich und demographisch langfristig verloren. Die komplexen Fragen der Vergangenheit werden nicht verschwinden, aber man könnte ohne politische Ultimaten über sie reden. Dabei sollte Moskau, das nach einem neuen Gleichgewicht im Nordwesten sucht, bedenken, dass jede weitere "Jubiläums­kampagne" im Baltikum entweder zu einer erneuten Spannungsquelle oder zu einer Gelegenheit, zum Dialog über echte gegenseitige Interessen zurückzukehren, wird. Die Wahl liegt bei den Politikern auf beiden Seiten der Narva[wp][5]

Thomas Röper[6]

Anmerkungen

  1. Die Ursache für den Bevölkerungs­rückgang dürfte nur zu einem Teil durch Auswanderung zu klären sein, weil auch in den baltischen Ländern wie in Deutschland und anderen westlichen Staaten die Geburtenrate weit unter dem Selbst­erhaltungs­niveau liegt.
  2. Die hier angegebene Truppenstärke ist noch größer als im Bild oben gezeigt, welches aus dem Conservapedia-Artikel übernommen wurde.
  3. In den späten 1940er- und frühen 1950er-Jahren wurden viele der Waldbrüder durch Nachschub, Verbindungs­offiziere und Koordinations­maßnahmen vom britischen MI6, US-amerikanischen CIA und dem schwedischen Geheimdienst logistisch unterstützt. Von der Seeseite her wurden die Partisanen­gruppen durch den British Baltic Fishery Protection Service unterstützt, der im Rahmen der Operation Jungle mit deutschen Schnellbooten operierte. - Waldbrüder - Abschnitt "Logistische Unterstützung"[wp]

Einzelnachweise

  1. NATO’s military presence in the east of the Alliance, NATO am 22. Juni 2023
  2. Wikipedia: NATO-Battlegroup - Abschnitt "NATO-Battlegroups in Osteuropa"
  3. 3,0 3,1 3,2 NATO's military presence in the east of the Alliance, NATO am 21. Dezember 2022 (Englisch)
  4. Air and Missile Defence Task Force Poland, Website der Bundeswehr. Abgerufen am 6. April 2023.
  5. Три сестры и одна граница: как Балтия превратила историю в геополитику, TASS am 21. Juli 2025
    Anreißer: Пять коротких, но взаимосвязанных сюжетов, которые помогают понять, как "советский Запад" стал "европейским фронтиром" и зачем даже сейчас нужно России разбираться в этом опыте
    Deutsch: Drei Schwestern und eine Grenze: Wie die baltischen Staaten Geschichte in Geopolitik verwandelten
    Fünf kurze, aber miteinander verbundene Geschichten, die helfen zu verstehen, wie der "sowjetische Westen" zur „europäischen Grenze” wurde und warum Russland auch heute noch diese Erfahrungen verstehen muss.
    Der Autor Alexander Fokin ist Doktor der Geschichtswissenschaften, leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter des Forschungszentrums für angewandte Geschichte der Präsidialakademie
  6. Thomas Röper: Was sind die Gründe für die radikal anti-russische Politik der baltischen Staaten?, Anti-Spiegel am 22. Juli 2025
    Anreißer: In Europa gehören die drei baltischen Staaten zu den eifrigsten Trommlern für eine radikal anti-russische Politik. Was sind die Gründe dafür?

Netzverweise

Bundeszentrale für politische Bildung
  • Kleine Geschichte der baltischen Staaten, 17. Februar 2017
    Ein kompakter Blick in die Geschichte der baltischen Staaten zeigt, dass sich Litauen ganz anders entwickelt hat als Estland und Lettland. Gemeinsam ist ihnen aber im 20. Jahrhundert das Schicksal von Kleinstaaten[wp] zwischen Ost und West.
  • Estland, Lettland, Litauen: Drei Länder, drei Wege in die Demokratie, 17. Februar 2017
    Estland, Lettland und Litauen werden aufgrund von Parallelen in ihrer jüngeren Geschichte häufig als Einheit wahrgenommen. Der Blick auf innenpolitische Entwicklungs­linien seit ihrer Unabhängigkeit von der Sowjetunion zeichnet ein nuancierteres Bild.


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Baltische Staaten (27. Februar 2023) aus der freien Enzyklopädie Conservapedia. Der Conservapedia-Artikel steht unter unbekannten Lizenz-Bedingungen. In der Conservapedia ist eine Liste der Autoren verfügbar, die vor Übernahme in WikiMANNia am Text mitgearbeitet haben.