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Der Kampf um Wörter

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Hauptseite » Politik » Politisches Schlagwort » Der Kampf um Wörter

Die Wendung Kampf um Wörter bezeichnet die Erlangung der Hoheit über Wörter. Politiker investieren viel Zeit und Arbeit in ein Unterfangen, dass sich "Begriffe besetzen"[wp] oder "Kampf um Wörter" nennt. Sie besetzen Wörter für ihre Partei, sie bewerten Wörter und sie etablieren Begriffe, die Referenz­objekte in ihrem Sinne beschreiben. Aufgrund dieser Strategie wird die CSU mit "sozialer Marktwirtschaft"[wp] und die SPD mit "sozialer Gerechtigkeit" assoziiert.

Ob ein Schlagwort als Stigmawort oder als Fahnenwort aufgefasst wird, hängt ganz von der Einstellung des Sprechers/Hörers beziehungsweise Schreibers/Lesers ab: Ein- und dasselbe Wort kann für verschiedenen Menschen das eine oder aber etwas ganz anderes bedeuten.

Fahnenwort[wikt]
Wort vor allem der politischen Aus­einander­setzung, das eine parteiische Haltung (des Sprechers/Schreibers) mit einem positiv bewerteten Ausdruck wiedergibt.
Stigmawort[wikt]
Wort vor allem der politischen Aus­einander­setzung, das eine parteiische Haltung (des Gegners) mit einem negativ bewerteten Ausdruck wiedergibt.
Feindwort[wikt]
In der kulturellen oder politischen Aus­einander­setzung verwendet, charakterisiert das Feindwort den Gegner und grenzt damit von der eigenen Position ab.
Fehdewort[wikt]
Das Fehdewort (oder Kampfwort) ist ein sehr prägnanter Ausdruck, mit dem die gesellschaftliche oder politische Aus­einander­setzung geführt werden kann.
Reizwort[wikt]
Das Reizwort bezeichnet Wörter oder Phrasen, die bestimmte emotionale Reaktionen, Assoziationen oder sonstige reflexartige mentale Prozesse hervorrufen. Im Deutschen seit dem 16. Jahrhundert belegt, war es in seiner Bedeutung zunächst weitgehend auf negativ provozierende "Schmäh-, Schelt-, oder Läster­wörter" beschränkt, die zu Widerspruch und Streit "reizen". Heute hat sich die Bedeutung erweitert und kann beispielsweise in der Werbung einen positiven "Kaufreiz" auslösen.

Beispiele

Die Schlagwörter Political correctness und Gutmensch gelten bei Linken und Grünen eindeutig als Stigmawörter.[1]

Die beliebtesten Stigmawörter, mit denen Linke und Feministen Anti­feministen belegen, sind: Frauenhass, rechtsextrem, rechtsaußen, am rechten Rand. Auch der Einsatz der so genannten Nazikeule ist beliebt.

Zu den Fahnenwörtern der Linken und Feministen gehören: Geschlechterdemokratie, Geschlechtergerechtigkeit und Gleichstellung.

Linke Kampfbegriffe

Hetzer
Jemand, der anderer Meinung ist als ich
Nazi
Jemand, der wirklich anderer Meinung ist als ich
Rassist
Jemand mit weißer Hautfarbe, der anderer Meinung ist als ich
Fremdenfeind
Jemand, der eine andere Meinung zur Einwanderungs­politik hat
Bildungsfern
Jemand aus der Arbeiterklasse, der anderer Meinung ist als ich
Wirtschaftsflüchtling
Jemand mit osteuropäischen Wurzeln, der anderer Meinung ist als ich
Islamophob
Jemand, der eine andere Meinung über den Islam hat
Neoliberal
Ich habe keine Ahnung über Wirtschaft, weiß es aber besser
Homophob
Jemand ist anderer Meinung als ich und ist heterosexuell
Transphob
Jemand ist anderer Meinung als ich, versteht die Grund­prinzipien der Biologie und hat Kenntnis von einer bestimmten psychischen Störung
Sexist
Ich bin eine Frau und jemand hat mich im Internet kritisiert
Hate Speech
Jemand ist auch dann noch anderer Meinung, nachdem ich ihn als Hetzer und Rassisten beschimpft habe
Reaktionär
Jemand ist mit der jetzigen politischen und gesellschaftlichen Situation nicht einverstanden und wagt es, dies auch öffentlich zu sagen
Demokratie
Ich bin mit dem Wahlergebnis einverstanden
Rechtsruck
Ich bin mit dem Wahlergebnis nicht einverstanden
Postfaktisches Zeitalter
Ich kann es einfach nicht verstehen, dass jemand nicht alles glaubt, was von den Massenmedien berichtet wird!
Filterblase
Ich kann es einfach nicht verstehen, dass jemand auch noch andere Informations­quellen nutzt als die Massenmedien
Farbenblind (Englisch: "Colorblind")
Jemand ist nicht dafür sensibilisiert, dass Weiße als Inkarnation des Unterdrückers privilegiert und Schwarze als Inkarnation des Unterdrückten benachteiligt bzw. Diskriminierung ausgesetzt sind
Als Beispiele siehe "Kinderpsychologie" und "Was immer ein Weißer tut, er wird immer als Rassist hingestellt".
Zitat: «Die Zeiten von "Schwarzem Block"[wp], "Volxküche" und "Flugi" sind vorbei, linke Sprache internationalisiere sich, täglich würden neue Anglizismen kreiert oder aus angelsächsischen Diskursen übernommen: "Framing", "Mainstreaming", unzählige "Blamings", "Shamings" und "Washings", "Lookism", "Disablism", "Fatism" und so weiter.» - taz[2]

Bedeutung des Wortes

Zitat: «Die Bedeutung des gesprochenen Wortes tendiert gegen Null. Das gesprochene Wort war eine Kommunikations­methode, das ist es nicht mehr. Es ist nur noch Methode zur Verwirrung. Sie können alles sagen, aber nur, weil es keine Bedeutung mehr hat. Sie können auch Nonsens[wp] sagen, es fällt nicht auf Sie zurück. (...)
Oder das gute deutsche Ehrenwort. Mühsam hat's sich vom Zweiten Weltkrieg erholt, da kommt ein Pfälzer Gesäß und setzt sich drauf. Alles ohne jede Konsequenz!
(...) Die Worte haben nur noch einen einzigen Zweck, sie dienen der Unterhaltung.» - Georg Schramm[3]

Einzelnachweise

  1. Katrin Auer: Feindbild Political Correctness, Januar 2001
  2. Die Wahrheit: Links als Fremdsprache, taz am 2. Februar 2019
    Anreißer: Sie ist Deutschlands erste Sprachschule für linke Kampfbegriffe. Zu Besuch in einem Institut, das innovativ den deutschen Wortschatz bereichert.
  3. Youtube-link-icon.svg Leere Worte - Georg Schramm

Querverweise

Netzverweise