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Cuckservatives

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Der englische Begriff Cuckservative (Wortkreuzung aus Cuckold und Conservative)[1] ist ein politisches Schlagwort, das vorwiegend in den USA verwendet wird und einen prinzipienlos agierenden Konservativen bezeichnet.

Begriffsbedeutung

Ein Cuckold ist ein Mann, der von seinem Weib betrogen wird. Bei der Verwendung in diesem Fall ist noch der Subkontext zu beachten, der in der Konnotation des Begriff begründet ist. Das Wort impliziert, dass der damit bezeichnete Mann verweichelt, wenig durchsetzungs­stark und unmännlich ist, dass er für sein Weib nicht mehr attraktiv ist, woraufhin er dann Zweifel an seinen eigenen sexuellen bzw. erotischen Fähigkeiten entwickelt und schlussendlich aus Frustration über die von ihm nicht mehr erbrachte Befriedigung des Geschlechts­triebes seiner Partnerin, dieser erlaubt sich mit einem anderen Mann sexuell zu betätigen, um ihr die notwendige Trieb­befriedigung zu verschaffen. Kombiniert mit dem Wort konservativ bedeutet dies also, dass es sich bei einem Cuckservative um einen sehr unmännlichen, ja sogar weibischen Möchtegern­konservativen handelt, der nicht in der Lage ist, seine politische Überzeugung kompromisslos zur Geltung zu bringen und diese notfalls zu verteidigen.[1]

Politischer Hintergrund

Denkt man an einen Konservativen, so denkt man an jemanden wie Konrad Adenauer[wp], Franz Josef Strauß[wp] oder Ronald Reagan[wp]. Männer also, die ihr Leben nach ihren Überzeugungen ausgerichtet haben und die niemals vor einer Konfrontation zurück­geschreckt sind. Sie haben ihre Meinung vertreten, auch wenn sie unpopulär war und auf den Tag gewartet, an dem das Blatt sich wendet und die Geschichte ihnen die Chance gibt, ihre Ideen umzusetzen. Nicht im Traum wäre es ihnen eingefallen, ihre Überzeugungen für irgendwas in der Welt aufzugeben. In den letzten zehn bis zwanzig Jahren waren solche Persönlichkeiten in Deutschland praktisch nicht mehr auffindbar.

Stattdessen kennen wir zur Genüge einen ganz anderen Typus des Konservativen. Eigentlich ist er gar kein Konservativer. Er ist nur ein Schein­konservativer, man könnte auch von einem Möchtegern­konservativen sprechen. Er ist Mitglied einer konservativen Partei, oftmals gehört er auch der Führungs­ebene an. Im Regelfall hat auch seine Partei ihr ursprüngliches inhaltliches Profil verloren. Die Politik ist für ihn nicht Berufung, sondern Karriere. Er bedient sich bei der politischen Tätigkeit nicht der Kontroverse und wenn doch dann relativiert er seinen zuvor geäußerten Standpunkt oder widerruft diesen gar. Er setzt sich nicht mit tabu­belasteten und sensiblen Themen auseinander, insbesondere nicht in öffentlichen Reden, welche eine politische Aus­einander­setzung intensivieren oder gar eine Kontroverse auslösen könnten. Er übernimmt zumeist nur bereits öffentlich zum Ausdruck gebrachte standardisierte Phrasen und wiederholt diese. Die Politik ist für ihn keine Bühne für seine Ideen und auch keine Arena in der er den Streit mit seinem politischen Gegner sucht. Die politische Aus­einander­setzung ist für ihn eine lästige Pflicht, die zwischen ihm und der nächsten Auszahlung seiner Bezüge steht. Und weil diese Aus­einander­setzung ihm so lästig ist, hat er die Kunst des politischen Scheingefechts perfektioniert. Vor ihm brauchen seine politischen Gegner keine Angst zu haben. Er mag zwar manchmal bellen, aber eines ist gewiss: Beißen wird er nicht!

In den USA gibt es für solche Konservative eine sehr passende Bezeichnung: Cuckservative.[1]

Hintergrund in Deutschland

Feroz Khan definiert den Begriff so:

Zitat: «Ein "Cuckold", oder abgekürzt "Cuck", ist ein Mann, der seine Erfüllung in der Selbst­erniedrigung findet, der sich freiwillig selbst­entrechtet und sich als Mann unterordnet. Beim "Cuckservative" kommt allerdings noch hinzu, dass er zumindest noch den Anschein der traditionellen, konservativen Haltung bewahren will. Dazu gehört, dass er die meiste Zeit damit verschwendet, sich vor Linken und Kommunisten zu rechtfertigen, dass er doch gar nicht sexistisch, rassistisch oder homophob sei, nur weil er die freie Marktwirtschaft[wp] befürwortet. "Cuckservative" sein bedeutet, unweigerlich vom politisch-medialen Rand zu profitieren.

"Cuckservative" ist jemand, der vorgibt, dem linken Mainstream zu opponieren, gleichzeitig aber so sehr mit der Abgrenzung von der Schmuddelecke Rechts beschäftigt ist, dass er gar nicht bemerkt, wie sehr er sich zur Geisel des vorgeblich bekämpften linken Mainstreams macht.»[2]

Feroz Khan stellt dann als Beispiele für deutsche "Cuckservative" Thomas Kemmerich (FDP)[3], Jörg Meuthen (AfD)[4] und Blogger Jürgen Fritz[5] vor. Die Liste der Doppelmoral sei lang. Wo vor einigen Jahren noch Rückgrat im Sinne von konservativer Werte festzustellen war, bliebe heute nur noch die panische Flucht in die verlorene Mitte. Was zurückbleibt, sei ein politisches Waisenkind, das man aufgrund seiner argumentativen Inkonsequenz mit der Nazikeule sukzessive in den Linkspopulismus treiben kann, oder wo auch immer man ihn haben will. Der geborene Opportunist flüchte sich in die Illusion, dass er selbst nicht mehr als "der böse Bube" dastehen und ein Markus Lanz[wp] ihn mit Zungenkuss empfangen möge. Das würde aber nicht passieren und die "Cuckservative" seien naiv, wenn sie das glaubten. Es verhielte sich sogar umgekehrt. Distanzierungen und Abgrenzungen würden in Deutschland so gut wie immer nur "gegen rechts" gefordert. Egal wo man im Links-Rechts-Spektrum ansetzen würde, müsse man sich immer nur vor den politisch links Stehenden rechtfertigen. Man könne niemals "zu links" sein, sondern immer nur "zu rechts". Die subjektive Motivation hinter den "Cuckservative" sei deshalb das innerlich befreiende Gefühl, immer rechts von sich jemanden zu haben, den man - zur Not auch ohne argumentative Grundlage - "Nazi" schimpfen kann. Weil, dann könne man es selbst ja nicht mehr sein. So versuche der "Cuckservative" sich aus der Schusslinie zu manövrieren. AfDler wie Jörg Meuthen müssten den Höckes und den Kalbitzes[wp] dankbar sein, weil diese die Schelte und die Hiebe einstecken würden, welche sie sonst selbst kassieren würden und werden, wenn diese nicht mehr da sind. Jörg Meuthen solle sich da keine Illusionen machen.[6]

Zitat: «Denkt man an einen Konservativen, so denkt man an jemanden wie Konrad Adenauer[wp], Franz Josef Strauß[wp] oder Ronald Reagan[wp]. Männer also, die ihr Leben nach ihren Überzeugungen ausgerichtet haben und die niemals vor einer Konfrontation zurück­geschreckt sind. Sie haben ihre Meinung vertreten, auch wenn sie unpopulär war und auf den Tag gewartet, an dem das Blatt sich wendet und die Geschichte ihnen die Chance gibt, ihre Ideen umzusetzen. Nicht im Traum wäre es ihnen eingefallen, ihre Überzeugungen für irgendwas in der Welt aufzugeben. In den letzten zehn bis zwanzig Jahren waren solche Leute in Deutschland praktisch nicht mehr auffindbar.

Stattdessen kennen wir zur Genüge einen ganz anderen Typus des Konservativen. Eigentlich ist er gar kein Konservativer. Er ist nur ein Schein­konservativer, man könnte auch von einem Möchte­gern­konservativen sprechen. Er ist Mitglied einer konservativen Partei. Oftmals auch in der Führungs­ebene. Meist hat auch seine Partei ihre konservativen Tage bereits weitgehend hinter sich. Die Politik ist für ihn nicht Berufung sondern Karriere. Er eckt nirgends an und wenn doch dann zieht er sich ganz schnell wieder auf einen sicheren Standpunkt zurück. Er hält keine kontroversen Reden, welche eine politische Aus­einander­setzung befeuern oder gar eine Kontroverse auslösen könnten. Er plappert meist nur das nach, was andere schon gesagt haben und was sich zu sagen als ungefährlich erwiesen hat. Die Politik ist für ihn keine Bühne für seine Ideen und auch keine Arena in der er die Aus­einander­setzung mit seinem politischen Gegner sucht. Die politische Aus­einander­setzung ist für ihn eine lästige Pflicht, die zwischen ihm und der nächsten Auszahlung seiner Bezüge steht. Und weil diese Aus­einander­setzung ihm so lästig ist, hat er die Kunst des politischen Schein­gefechts perfektioniert. Vor ihm brauchen seine politischen Gegner keine Angst zu haben. Er mag zwar manchmal bellen, aber eines ist Gewiss: Beißen wird er nicht!»[7]

Linksfeministische Sicht

Zitat: «Cucks - das sind für die Alt-Right feministisch-liberale Weicheier

Cuckold-Pornos folgen einer standardisierten Dramaturgie, um die standardisierten Erwartungen der Konsumenten nicht zu enttäuschen. Paula-Irene Villa ist Professorin am Institut für Soziologie der Uni München, Schwerpunkt Gender. Sie schlägt den Bogen von der Pornographie zur Politik.

"Die Figur 'cuck' wird umgangssprachlich verwendet, um einen unrichtigen Mann zu bezeichnen. Einen Mann, der in seiner Männlichkeit sozusagen gescheitert ist - einen jämmerlichen, verweichlichten, einen eben unrichtigen. Die Bezeichnung spricht dem so Bezeichneten richtige, eigentliche Männlichkeit ab. 'Cucks' wie in 'cuckservatives' sind in dieser Rhetorik - etwa bei Bannon - zu sehr an einen vermeintlich feministisch-liberalen Mainstream angepasst. Cucks sind demnach nicht konsequent genug bei der kantigen Formulierung und brachialen Durchsetzung zum Beispiel ultra-konservativer oder nationalistischer Werte."

Von "cuckservatives" spricht Paula-Irene Villa. Die Wortschöpfung aus cuckold und conservative hat Karriere gemacht in den Kulturkämpfen der Neuen Rechten in den USA.»[8]

Zitat: «"Cuckservative" ist das neueste Schimpfwort in den USA. Kon­ser­vative nutzen es, um ihre Parteikollegen zu diffamieren, sollten sie zu vermeintlich linke Meinungen haben, also zum Bei­spiel Einwanderung oder die Gleichberechtigung von Transgender befürworten oder die Konföderierten­flagge ablehnen.

Das Wort ist eine Zusammen­führung aus "conservative" und "cuckold". Letzteres bedeutet allgemein "betrogener Ehemann", bezieht sich im Besonderen aber auch auf eine Pornosparte, in der weiße Männer zuschauen wie ihre Ehefrauen Sex mit Schwarzen haben. In dieser Bedeutung liegt die Herabsetzung weißer Männer als impotent und die rassistische Diffamierung Schwarzer als triebhafte Bedrohung.

Das Schimpfwort haben Ultra­konvervative mit Social-Media-Affinität bereits zu Beginn des Jahres gebastelt, richtig in Fahrt kam es allerdings erst in der vergangenen Woche. Anhänger von Donald Trumps neuesten rassistischen Entgleisungen verwendeten es bei Twitter, um Kritiker zu beleidigen.

"Cuckservative" weist in die selbe Richtung, in die auch schon die #Gamergate-Debatte zielte: Damals war es eine Online-Hetz­kampagne, die gegen feministische Kritik an Sexismus im Internet wütete, jetzt werden konservative Politiker, die vermeintlich zu nahe an fortschrittliche Themen rücken, von ihren eigenen Partei­kollegen aus­einander­genommen.

Nichts dagegen, wenn sich Reaktionäre selbst zerfleischen, so lange sich das Hackebeil, das sie dafür gebrauchen nicht schluss­end­lich zum Main­stream-­Werk­zeug entwickelt.»[9]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Was ist ein Cuckservative?, Neokonservativ am 26. Februar 2017
  2. Youtube-link-icon.svg Das Zeitalter der Cuckservatives: die Waisenkinder der verlorenen Mitte - achse:ostwest (3. Juni 2020) (Länge: 1:53-2:23 Min., 4:19-4:32 Min.) (Welchen psychologischen Mustern dieses Phänomen folgt, erfahrt ihr in diesem Beitrag.)
  3. Youtube-link-icon.svg Das Zeitalter der Cuckservatives: die Waisenkinder der verlorenen Mitte - achse:ostwest (3. Juni 2020) (Länge: 2:55-4:50 Min.)
  4. Youtube-link-icon.svg Das Zeitalter der Cuckservatives: die Waisenkinder der verlorenen Mitte - achse:ostwest (3. Juni 2020) (Länge: 5:30-6:40 Min.)
  5. Youtube-link-icon.svg Das Zeitalter der Cuckservatives: die Waisenkinder der verlorenen Mitte - achse:ostwest (3. Juni 2020) (Länge: 4:50-5:10 Min.)
  6. Youtube-link-icon.svg Das Zeitalter der Cuckservatives: die Waisenkinder der verlorenen Mitte - achse:ostwest (3. Juni 2020) (Länge: 5:08-7:37 Min.)
  7. Was ist ein Cuckservative?, Neukonservativ am 26. Februar 2017
  8. Klaus Walter: Wie Trump und die Alt-Right-Bewegung Politik "pornifizieren", Deutschlandfunk Kultur am 16. Januar 2019
  9. Wortkunde: "Cuckservatives", taz am 31. Juli 2015

Querverweise

Netzverweise