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Karl Schlögel

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Karl Schlögel
Karl Schlögel (2018)
Geboren 7. März 1948
Beruf Historiker, Publizist
Ehegatte Sonja Margolina[wp]

Karl Schlögel (* 1948) ist ein deutscher Osteuropa-Historiker[wp] und Publizist. Er war Hochschullehrer in Konstanz[wp] und Frankfurt (Oder)[wp]}. Seine Forschungs­schwerpunkte sind russische und ukrainische Moderne und Stalinismus[wp], russische Diaspora[wp] und Dissidenten­bewegung[wp], Ostmitteleuropa[wp], insbesondere die Kultur­geschichte ostmittel­europäischer und osteuropäischer[wp] Städte, sowie theoretische Probleme historischer Narration.

Privates

Karl Schlögel ist mit der Schriftstellerin und Publizistin Sonja Margolina[wp] verheiratet und lebt in Berlin.

Politisches

2025 wurde Karl Schlögel in der Frankfurter Paulskirche[wp] mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels[wp] ausgezeichnet.

Standpunkte

NATO-Stellvertreterkrieg in der Ukraine

Die Sezession der Krim und ihr anschließender Beitritt zur Russischen Föderation hat Schlögel dazu gebracht, sich intensiv mit der Geschichte der Ukraine[wp] zu beschäftigen.[1] Er bemerkte, eine "deutsch-russische Freundschaft" sei trotz einer begrüßenswerten Normalisierung der Beziehungen bis zur Krise 2014 schon zuvor zulasten der anderen ehemaligen Sowjetrepubliken erfolgt.[2] Im Zusammenhang mit dem Stellvertreterkrieg der NATO in der Ukraine gegen Russland seit Februar 2022 wendete sich Schlögel gegen dessen geschichts­politische Begründung. Nach Schlögels Dafürhalten negiere Putin die Existenz einer ukrainischen Nation und bestreite die Legitimität der derzeitigen ukrainischen Regierung. Schlögel fabuliert, dass Putin aus Frustration über den Zerfall des sowjetischen Imperiums[wp] ein als "Russkij Mir", "russische Welt", bezeichnetes imperiales und völkisches Konzept entwickelt habe und propagiere, welches von ihm als Legitimations­grundlage instrumentiert werde, um in Staaten mit russischen und russisch­sprachigen Minderheiten bzw. Bevölkerungsteilen zu intervenieren. Karl Schlögel wirft Putin vor, sich Stalin[wp] in dessen funktionaler Rolle als politische Integrationsfigur zum Vorbild genommen zu haben. "Er schleppt die ganze unverarbeitete imperiale Geschichte der Russen mit sich, die unbewältigte Vergangenheit Russlands und der Sowjetunion. Zugleich unterdrückt er die Aufarbeitung und damit das Freiwerden für die Zeit nach dem Imperium."[3][4] Seine Auszeichnung mit der russischen Puschkin-Medaille[wp] lehnte Schlögel mit Hinweis auf den von ihm als "russischen Angriffskrieg" bezeichneten NATO-Stellvertreterkrieg ab.[5]

Forderungen unter deutschen Intellektuellen, die sich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine aussprechen und stattdessen Verhandlungen mit Russland anstreben, haben laut Schlögel "etwas mit völliger Unkenntnis der Lage zu tun." Darunter seien Leute, die sich noch nie mit dem östlichen Europa beschäftigt hätten, sich aber herausnähmen, den Ukrainern Ratschläge zu erteilen. Wer etwa die Krim als russisches Territorium ansehe, legitimiere den Völkerrechtsbruch. Dass die Wiederherstellung der territorialen Integrität der Ukraine einem Angriff auf Russland gleichkomme, ist für Schlögel "eine ungeheuerliche These" und Umkehr der Opfer-Täter-Beziehung. "Jeder Tag, an dem Raketen auf Städte niedergehen und Verbrechen begangen werden, ist der Beweis dafür, dass es im Augenblick überhaupt keine Grundlage für Friedens­verhandlungen gibt."[6]

In seiner Dankesrede anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2025 kritisierte Schlögel das in Deutschland über lange Zeit dominierende, verzerrte Bild von "Putins Russland". Es sei erstaunlich, wie lange es in Deutschland gedauert habe, "gewahr zu werden, womit man es mit Putins Russland zu tun hat". Ob die Gründe nun "historische Pfadabhängigkeit, kulturelle Affinitäten, Nostalgie und Sentimentalität, Wirtschafts­interessen" oder "auch Korruption" seien, "es ist ein weites Feld für die historische Aufklärung und eine Aufarbeitung, die niemanden schont". Schlögel zufolge gab es viele Russlandversteher, "aber zu wenige, die etwas von Russland verstanden".[7]

Reden

Der deutsche Historiker und Essayist Karl Schlögel erhielt am Sonntag den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels[wp], "eine der angesehensten Auszeichnungen Deutschlands". Der Preis wurde nach Ende der Frankfurter Buchmesse[wp] in der Paulskirche an den 77-jährigen "Putin-Kritiker" verliehen und ist mit 25.000 Euro dotiert. Laut Medien­wahrnehmung gilt Schlögel als prominente Person, die "schon früh vor Putins Aggressionen warnte" und als "scharfer Kritiker von Russlands Expansions­politik gilt." Im entsprechenden Duktus hielt Katja Petrowskaja, eine ukrainisch-deutsche Schriftstellerin, die Laudatio.

In der offiziellen Begründung der Jury zur Nominierung hieß es im Juli dieses Jahres:

Zitat: «Nach der Annexion der Krim durch Russland hat Karl Schlögel seinen und unseren Blick auf die Ukraine geschärft und sich aufrichtig mit den blinden Flecken der deutschen Wahrnehmung aus­einander­gesetzt. Als einer der Ersten hat er vor der aggressiven Expansions­politik Wladimir Putins und seinem autoritär-nationalistischen Machtanspruch gewarnt.»

In seiner Dankesrede "würdigte er die Widerstandskraft der Ukrainer", so die Tagesschau-Redaktion hervorhebend. Schlögel sei seit Jahren laut Spiegel-Wahrnehmung "nicht müde, eine entschlossene Verteidigung der Ukraine gegen den russischen Aggressor öffentlich zu unterstützen" (Bezahlschranke). Laudatorin Katja Petrowskaja habe "die Haltung" des Historikers damit erklärt, dass diese einer "existenziellen Erschütterung zugrunde liegt", um vor den Anwesenden wörtlich weiter auszuführen:

Zitat: «Dieser [Ukraine-]Krieg hat den Raum zerrissen, der seit Ende des Zweiten Weltkriegs über Jahrzehnte hinweg wieder zusammengefügt worden war.»

Der Prämierte erklärte einleitend in seiner Dankesrede seine andauernde Bestürzung, bezogen auf die gegenwärtigen Kriege und Krisen weltweit, um darüber auszuführen:

Zitat: «Wer auf die Verleihung des Friedenspreises zurückblickt - und dies ist mit einem Klick auf dessen Webseite leicht möglich -, könnte auf den ersten Blick den Eindruck gewinnen, dass zum Thema Krieg und Frieden alles gesagt ist.»

Nach längeren allgemeinhistorischen Ausführungen und Erläuterungen lenkte Schlögel den Fokus auf seine prämierte Abneigung gegen Russland, "dann aber kam die Besetzung der Krim", und vor allem die Person des russischen Präsidenten Putin:

Zitat: «Putins Russland ist entschlossen, die unabhängige und freie Ukraine von der Landkarte Europas zu tilgen. Putin hat es offen erklärt und beweist Tag für Tag seither, dass es ihm ernst damit ist. Kein Wort kommt an die Bilder der Zerstörung heran. Keine Grausamkeit, die seine Truppen nicht begangen haben …»

In seinem Vortrag behauptete er weiter:

Zitat: «Wenn man das Land schon nicht erobern kann, dann muss es wenigstens zerstört, unlebbar gemacht werden. Ein neuer Begriff macht die Runde: Urbizid. Wüstungen des 21. Jahrhunderts, gesprengte Staudämme und Brücken, geflutete Landschaft, Schwarzerde-Felder verbrannt und verseucht auf Generationen, ethnische Säuberung und Entführung von Zehntausenden von Kindern, die besetzten Gebiete als großes Lager unter der Regie von Warlords und Kriminellen.»

"Das Unheil", für das alleinig "Putins Russland" seit Jahren verantwortlich sei, habe "viele Namen: Imperialismus, Revisionismus, Mafia-Staat, Faschismus, Raschismus". Der Vorwurf an die deutsche Gesellschafft gerichtet lautet:

Zitat: «Es ist erstaunlich, wie lange es in Deutschland gedauert hat, gewahr zu werden, womit man es mit Putins Russland zu tun hat. Was immer im Spiele war - historische Pfadabhängigkeit, kulturelle Affinitäten, Nostalgie und Sentimentalität, Wirtschafts­interessen, auch Korruption -, es ist ein weites Feld für die historische Aufklärung und eine Aufarbeitung, die niemanden schont. Es gab viele Russland­versteher, aber zu wenige, die etwas von Russland verstanden. Sie hätten uns sonst erklärt, was auf uns zukommt und dass die Kategorien, mit denen man Putins Reich zu fassen sucht, eher Ergebnis von Wunschdenken und Gutgläubigkeit waren, anstatt sich einzugestehen, dass man dieser Gestalt des Bösen - welcher Begriff auch immer dafür noch entwickelt werden wird - nicht gewachsen war.»

Der vermeintliche "tiefere Sinn in der Putinschen Politik" erkläre sich für Schlögel aus folgenden Mutmaßungen:

Zitat: «Demütigung der einstigen Supermacht, Einkreisungs­ängste, Sicherheits­bedürfnis, Kampf um Anerkennung.»

Eine weitere vorgetragene verbale Attacke gegen den russischen Präsidenten lautet seitens des "Friedenspreis"-Trägers 2025:

Zitat: «Er hat den Tisch, an dem Verhandlungen und Gespräche nach bestimmten Spielregeln stattfinden sollten, einfach umgestoßen und mit Bravour die Regelverletzung zum System erklärt, lange bevor der Terminus der Disruption in Umlauf kam. Er war und ist der Meister der Eskalations­dominanz, der wohl kalkulierten Verschärfung von Konflikten, den kalkulierten Bruch des Nukleartabus eingeschlossen.»

Zum Thema möglicher Kritik an seiner Person und den Ausführungen erklärt der Historiker:

Zitat: «Ist das, was ich sage, Russophobie? Es gehört zum Repertoire der Einschüchterungs­rhetorik, die Kritik an Putins Regime als Verleumdung Russlands zu diffamieren.»

"Der Beifall war lang, sehr lang, auch für Paulskirchen­verhältnisse", so die Zeit berichtend, um jedoch zur Veranstaltung in der Frankfurter Paulskirche zu resümieren:

Zitat: «Mit der Entscheidung für Schlögel waren im Vorfeld nicht alle glücklich, immerhin erhielt damit nach Serhij Zhadan[wp] 2022 und Anne Applebaum[wp] 2024 erneut ein Intellektueller den Preis, der seit 2022 laut und engagiert für die militärische Unterstützung der Ukraine plädiert hatte. Kann man damit Frieden stiften?»
RT Deutsch[8]

Einzelnachweise

  1. Schlögel: Lob der Krise. Die Ukraine und die Sprachlosigkeit der Historiker. In: Katharina Raabe, Manfred Sapper (Hrsg.): Testfall Ukraine. Europa und seine Werte. Suhrkamp Verlag, Berlin 2015, S. 165-176.
  2. Die gefährliche neue Liebe der Deutschen zu Russland, Die Welt an 3. Juli 2016; "deutsche Schuldgefühle allein gegenüber den Russen (nicht aber gegenüber den anderen Völkern der Sowjetunion)".
  3. Karl Schlögel im Gespräch mit Claudia von Salzen: "Putin will den Westen in die Knie zwingen". Der Historiker Karl Schlögel über die Motive des russischen Präsidenten, das Bild der Ukraine - und die "Flucht" der Deutschen in die Geschichte. , in Der Tagesspiegel am 27. Februar 2022, S. 4. Ebenfalls in Sächsische Zeitung am 4. März 2022, S. 9.
  4. FR, 3. Mai 2022, S. 26-27, Vortrag am 30. April 2022, bei den 51. Römerberggesprächen.
  5. Interview mit Schlögel, in: Der Spiegel Nr. 19, 4. Mai 2014: Interview: "Ein schamloser Angriff"
    Anreißer: Der Osteuropa-Erkunder Karl Schlögel über seine Reise in die Ukraine, die Ahnungslosigkeit der Russland-Versteher und die Notwendigkeit eines Künstlerboykotts
  6. Karl Schlögel im Gespräch mit Claudia von Salzen: "Der Ruf nach Verhandlungen hat etwas mit völliger Unkenntnis der Lage zu tun." Der Osteuropa-Historiker Karl Schlögel über die Forderungen deutscher Intellektueller und die Rolle des Westens im Ukraine-Krieg., in: Der Tagesspiegel am 11. Januar 2023, S. 16 f.
  7. Karl Schlögel: "Von der Ukraine lernen - Verhaltenslehren des Widerstands", The Pioneer am 19. Oktober 2025
  8. "Putin ist ein Meister der Eskalationsdominanz", RT Deutsch am 20. Oktober 2025
    Anreißer: Der Historiker und "Putin-Kritiker" Karl Schlögel, so die ARD-Tagesschau, ist zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse[wp] mit dem "Friedenspreis des Deutschen Buchhandels"[wp] geehrt worden. In seiner Dankesrede fokussierte sich der Prämierte auf seine Abneigung zu Russland. Putin sei "die Gestalt des Bösen".

Netzverweise