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Jurij Below

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Jurij Below
Gelebt 22. November 1940–März 2021
Beruf Journalist, Informatiker
URL jubelkron.de (archiviert)

Jurij Below (1940-2021) war ein deutsch-finnischer Journalist, Informatiker und Gulag[wp]-Überlebender.

Jurij Below demonstriert mit seinem Gulag-Plakat während der KZSE-Konferenz in Madrid 1980.

Er verstand sich selbst als römisch-katholisch, parteilos und freiheitlich.

Er befand sich von 1963 bis 1979 insgesamt 16 Jahre in Gulag[wp]-Haft. Es war deshalb sein Lebens­anliegen, die Menschen­verachtung und Grausamkeit des sowjetischen Systems zu demaskieren und ein Bewusstsein für die Opfer der sowjetischen "KZs" und den "roten Holocaust" zu schaffen. Er gehört auch zu den wenigen Journalisten in Deutschland, die sich im Skandal um Eva Herman auf die Seite Eva Hermans gestellt haben.

Privates

Jurij Below wurde auf dem Waldfriedhof Frankfurt-Goldstein (Grabfeld C, Reihe 40, Nummer 2) begraben. Die Angabe des Geburtslandes ist falsch, da es den Staat Russland 1940 nicht gab und seine karelische Geburtsstadt damals noch finnisch war. Man möge auch seinen Eltern gedenken, die im sowjetischen Gulag verschollen geblieben sind.

Jurij Below mit Gerd Knesel an der Berliner Mauer 1981
Jurij Below auf der Buch­messe in Frankfurt/M. 1988
Jurij Below mit Kevin Käther in Karlsruhe 2012
Jurij Below (r.) demonstriert vor dem Kerner-Studio wegen der Skandal­sendung mit Eva Herman in Hamburg am 9. Februar 2008
Die Sytschewka (1982)
Belows Vater war ein deutscher Kommunist, der das Paradies in der Sowjetunion suchte und im Gulag endete, die Mutter eine Finnin. Nach seiner Freilassung aus dem Gulag, wofür sich besonders Franz Josef Strauß[wp] engagierte, lebte er in der Bundesrepublik Deutschland. Er wurde am 22. November 1940 während des Winterkrieges[wp] im damals noch finnischen Wyborg[wp] geboren und starb im März 2021 in Frankfurt am Main. Seine Eltern wurden in ein Straf- bzw. Zwangs­arbeits­lager deportiert und sind mutmaßlich auch dort verstorben.

Verwirrende Angaben

Die Verlässlichkeit der Angaben öffentlich verfügbarer Quellen zu Belows Person und lebens­geschichtlichem Hintergrund stellt eine schwierige Thematik dar, was nur teilweise darin begründet liegt, dass die meisten Hinweise Eigenaussagen Belows sind. Below gab an, dass er durch Folterungen während seiner Haft in einem Konzentrationslager des Gulags einen schwerwiegenden Hirnschaden erlitt, der vor allem das Sprachzentrum betroffen habe. Er habe nach eigenem Bekunden seine Sprachfähigkeit zwar zu einem großen Teil wiedererlangen können, jedoch verblieben Beeinträchtigungen, was anhand einer als Beispiel aufgeführten Äußerung seinerseits veranschaulicht wird, die seiner privaten Webseite entnommen ist:

Zitat: «Der Nachfolgestaat Russland, nach dem 1991 die "UdSSR" aufgehörte zu existieren, jedoch trotz der massiven Protesten und Klage Finnlands beim Europäischen Gerichtshof immer noch aus Angst, dass auch Karelien[wp], die von Zaren 18. Jahrhundert erobert wurde, wird mit Finnland vereinigen und dadurch, so damaligen Präsident Jelzin bestehe "eine Gefahr für Russlands Norden".»[1]

Ein Bandwurmsatz fängt an, beginnt zu mäandern und endet irgendwie und irgendwo. Below will etwas sagen, aber es bleibt unklar was. Was hier am Schriftbeispiel gezeigt wird[anm 1], war auch ein schwerwiegendes Problem im Gespräch mit Below. Immer wieder waren Gesprächspartner darauf angewiesen zu mutmaßen, was Below sagen wollte, woraus wiederum viele Wider­sprüchlichkeiten und Ungenauigkeiten resultieren.

Es ist zwar sicher, dass er 1940 während des Winterkrieges[wp] im damals noch finnischen Wyborg[wp] geboren wurde, aber ob aus dem Umstand seiner Geburt in Karelien[wp] abgeleitet werden kann, dass seine Mutter Karelierin war, ist ungewiss. In einem auf einer Webseite verfügbaren einschlägigen Text unter dem Titel "Chronologie eines Gulag-Überlebenden", in welchem der Versuch unternommen wird, Belows Lebensgeschichte zu rekonstruieren, wird angegeben, seine Mutter sei Samin und sein Vater ein in der Region Breisgau geborener, später nach Berlin gezogener und danach aufgrund einer sozialistischen Überzeugung in die UdSSR übergesiedelter Deutscher. Sein Vater sei, nachdem er den bolschewistischen Staatsterror[wp] als Zeuge unmittelbar erlebt habe, aus Angst vor Verhaftung nach Finnland geflohen.

Zitat: «
Die Eltern
Die Mutter war eine Lappländerin (Lappaa), der Vater war Deutscher aus dem Breisgau in Süddeutschland. Der Vater zog nach Berlin, wo er Sozialist wurde und sich dazu hinreissen liess, in Russland den Bolschewismus zu unterstützen. Dort beobachtete er aber den bolschewistischen Terror und floh nach Finnland, um einer Inhaftierung in den Gulag zu entgehen.
Geburt in Finnland - Leben in Estland
Jurij Below wird 1940 in der kleinen, finnischen Provinzstadt Wipoori (fin. Viipuri, schwed. Wyborg) geboren. Die Stadt wurde nach 1945 russisch, und ab dann waren die dortigen Finnen in der Sowjetunion hinter dem Eisernen Vorhang eingesperrt und mussten alle "Sowjetische Bürger" sein, so auch Jurij Below.

Jurij Below beherrschte die deutsche Sprache nicht perfekt, weil seine seine Tanten sowohl deutscher als auch französischer Abstammung waren. Ausserdem sind in der Sprache von Jurij Below viele finnische und estnische Lehnwörter enthalten.

In den Jugendjahren in Estland liest Jurij Below viele französische Romane über junge, zum Tode verurteilte Menschen. Man versuchte dann, sich in diese Situation hineinzuversetzen, wenn jemand vor Nervosität fast in den Wahnsinn getrieben wird, bzw. wenn jemand entlebt werden soll. Es ist das Gefühl wie im Essay "Der Wartesaal" über einen zum Tode verurteilten Soldaten des Ersten Weltkriegs, der im Wartesaal eines Bahnhofs nicht auf einen Zug, sondern auf die Vollstreckung des Todesurteils wartet. Dostojewskij wurde selber Mitte des 19. Jahrhunderts zum Tode verurteilt, und dann schon gefesselt und mit Augenbinde wurde ihm zuletzt die Begnadigung verkündet. So machten es auch oft die Bolschewiki[wp], und bei 99% der Angeklagten brachen sie damit den Willen zum Widerstand.

Verkündung von Stalins Tod
Kronstadt eine Inselstadt im Finnischen Meerbusen (20 Seemeilen von Petersburg und nur 3 Seemeilen von Oranienbaum entfernt). Der Rundfunksprecher Levitan verkündet mit drohender, eiserner Stimme den Tod des Diktators. Ich war 13 und lebte bei meiner Tante in der Festung Kronstadt auf der Insel Kootlin und erinnere mich auf die erste Reaktion meiner Tante Christina: Sie brach in Tränen zusammen von Freude und sagte nur: "Großer Gott, Du lebst! Vergib mir, dass ich Dich für einen Toten hielt!"

Seit 1960 raucht Jurij Below am Glimmstängel, bleibt aber drogenfrei. Er raucht gleichzeitig nicht so intensiv wie seine Grossmutter aus Basel, Katharina Euler, die selber Kinderärztin ist und intensiv - aber nur Gauloise Gitane raucht.

Von 1960 bis 1963 lebt Jurij Below in Königsberg "in der Stadt seines Vorfahren".

Gefangennahme durch den KGB
Am 5. September 1963 wird Jurij Below in einem Zug nach Vilnius durch den KGB verhaftet.»[2]

Es bleibt offen, ob Belows Vater seine Mutter in der Sowjetunion kennenlernte (und heiratete) und deshalb nach Finnland floh, oder ob er erst nach Finnland floh und dann dort seine Mutter kennenlernte. Diese Details sind nicht zu klären. Denkbar ist, dass Belows Vater mit seiner bereits schwangeren Ehefrau in deren Heimatland floh. Dann gelangten sie in Folge der Annexion Ostkareliens durch die Sowjetunion erneut in das Hoheitsgebiet derselben. Es bestehen jedoch noch mehr Unklarheiten und Ungereimtheiten. Der oben zitierten Quelle nach stammte der Vater aus dem Breisgau in Süddeutschland, der dann nach Berlin zog, dort Sozialist wurde und vom Bolschewismus begeistert in die Sowjetunion migrierte. Wenige Sätze später wird in der Quelle angegeben, dass Jurij Below von 1960 bis 1963 in Königsberg, "der Stadt seines Vorfahren", lebte. Tatsächlich berichtete Below auf seiner privaten Webseite, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion[wp] das Haus seines Vaters in Amalienau[wp] (Königsberg) wiedergesehen zu haben. Es soll sich auf einer Tafel an der Haustür der Name "Siegfried Below" befunden haben.

Möglicherweise bezieht sich die Aussage "aus dem Breisgau in Süddeutschland" auf den Großvater väterlicherseits und nicht auf den Vater selbst, weil es aufgrund Belows Sprachfehler leicht zu Missverständnisse kam. Es bleibt auch unklar, wann Belows Vater in die Sowjetunion migriert ist. Besagte Quelle behauptet, dass alle finnischen Staatsangehörigen im von der UdSSR annektierten Karelien zwangs­eingebürgert worden sind, so auch Jurij Below. Jurij Below macht allerdings auf seiner Webseite die abweichende Angabe, dass er als Staatenloser[wp] einen Nansen-Pass[wp] gehabt habe. Er habe auch darauf bestanden, den Nansen-Pass zu behalten, obschon der KGB durch Druckausübung versucht hatte, ihn zur Annahme der sowjetischen Staatsbürgerschaft zu zwingen:

Zitat: «Ich lebte in der "UdSSR" als Apatride[wp] mit dem sog. Nansen-Pass[wp] erst in Kohtla-Järve[wp] (Estland), das auch seit 1944 zum zweiten Mal durch die Sowjets besetzt wurde und dann in Kronstadt[wp] (finn. Insel Kootlin[wp]).

Meine Eltern wurden, wie auch andere 60.000 finnische Bürger, in die UdSSR verschleppt. Mein Vater stammte aus Königsberg, die Mutter gehörte zur bekannten Familie Vähäsalo. Beiden sind in dem GULAG[wp], wie es mir später mitgeteilt wurde, eines "natürlichen Todes" gestorben. [...]

[...] in meinem Haus waren schon unerwartete Gäste von KGB, die versuchten mir zur sowjetische Staatsbürgerschaft erzwingen, ich blieb bei meiner Forderung, mir den Nansen-Pass zurückzugeben, stattdessen habe ich eine Bescheinigung bekommen, in dem stand, dass ich "staatenlos" bin und damit kann einen Fremdenpass in der "UdSSR" beantragen.»

Die Tatsache, dass Below einen in der Sowjetunion ausgestellten "Nansen-Pass" innehatte, kann als Indiz interpretiert werden, dass er über keine finnischen Personal­dokumente verfügte, obwohl er im damals noch finnischen Viipuri geboren wurde. Angesichts dieser Wirrnisse kann nicht als gesichert gelten, dass in den später von sowjetischen Behörden ausgestellten Dokumenten das Geburtsdatum korrekt eingetragen wurde.

Obwohl die über Below verfügbaren Informationen im Detail unsicher sind, so ist er doch ein wichtiger Zeitzeuge.

Attention.png In diesem Artikel fehlen wichtige Informationen. Du kannst WikiMANNia helfen, indem du sie recherchierst und einfügst, oder uns informierst.

Berufliches

In der Sowjetunion verbüßte Belows aufgrund seiner investigativ-journalistischen[wp] Aktivitäten mehrjährige Haftstrafen in einschlägigen Einrichtungen des Gulag-Systems. In der BRD wollte er seine journalistische Tätigkeit fortführen, jedoch lief die einseitige Auflösung seines Arbeitsverhältnisses durch die dpa de facto auf ein Berufsverbot hinaus. Er konnte angesichts dessen als Journalist nur noch eingeschränkt und ausschließlich im Ausland arbeiten, weshalb er seinen bis dato ausgeübten Beruf aufzugeben gezwungen war und Informatik studierte.

Nach Beendigung seines Informatikstudiums und dem Beginn seiner Laufbahn als Informatiker blieb er weiterhin publizistisch und journalistisch tätig (siehe Interview mit Eva Herman), wenngleich lediglich nebenberuflich.

Sowjetischer Gulag und deutsches KZ-System

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Vorträge

Interviews

Veröffentlichungen

  • Holocaust und GULag (2009)[3][4][5]
  • Diktatur durch Massen­kommunikation (2001)
  • Die Dritte Versuchung (1984)
  • Reportage aus Finsternis (1981)
  • Die Sytschewka (1980)[anm 2]
  • From Three Stalins Five Lenins (1965 in den Westen geschmuggelt)[anm 3]

Anmerkungen

  1. Im Webarchiv WikiMANNia wurden viele Sprachfehler stillschweigend korrigiert, um die Lesbarkeit des Textes zu verbessern. Das Original mit allen Schreibfehlern findet sich im Webarchiv[archiviert am 27. August 2017].
  2. Meine 1640 Tage in einer psychiatrischen Sonderhaftanstalt der UdSSR, mit einem Nachwort von Generalbundesanwalt a. D. Dr. Ludwig Martin über "Unmenschliche Medizin" als Vortrag gehalten im Rahmen der Bad Nauheimer Gespräche.
  3. Jurij Below begegnete 1964 im Gulag dem "DDR"-deutschen Ingenieur Karl-Heinz Binemer, der von der "DDR" aus eine Gulag-Strafe wegen "Spionage" absitzen musste. Bingemer berichtete: Im Kombinat Wunstorf wurden nach einem Erlass von Chruschtschow systematisch Stalin-Statuen in Lenin-Statuen umgeschmolzen und zurück in die "UdSSR" transportiert. So wurden dank der Tüchtigkeit von Deutschen in der SBZ ungefähr aus 300 Stalins 500 Lenins.

Einzelnachweise

  1. Das Leben mit den 16 gestrichenen Jahren
  2. Jurij Below (01), Gulag-Überlebender (*1940): Kleine Chronologie[archiviert am 2. November 2014]
  3. HOLOCAUST und GULAG auf scribd.com
  4. Der Vergleich von Jurij Below auf docplayer.org
  5. HOLOCAUST UND GULAG, von Jurij Below - 2015, auf jubelkron.de

Netzverweise