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Fräulein

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Hauptseite » Frau » Fräulein

Fräulein war ursprünglich im Neuhochdeutsch[wp] der Paar-Begriff zum Junker[wikt] und bezeichnet die Fürstentochter beziehungsweise eine ledige adlige Frau. Vergleichbare Bezeichnungen finden sich auch in anderen Sprachen (z. B. Miss[wp] (engl.), Mademoiselle[wp] (franz.), Señorita (span.), Signorina (ital.), Fröken (schwed.)).

Begriffseinordnung

In der Zeit vor dem 19. Jahrhundert waren die Anreden "Fräulein" und "Frau" auf Standespersonen beschränkt. "Frau" bzw. Mittelhochdeutsch[wp] (mhd.) "frouwe" war keine Geschlechtsbezeichnung (dafür hatte man "Weib" bzw. mhd. "wip"), sondern die Bezeichnung einer Adeligen; so wie auch "Herr" keine Anrede für jedermann, sondern für den Lehnsherren[wp] war. Entsprechend bezeichneten das "Fräulein" die Fürstentochter und der "Junker"[wp] - der 'junge Herr' - den Fürstensohn, während die "Jungfer" bzw. der "Jungmann" junge Frauen und Männer unabhängig von ihrem sozialen Stand bezeichneten. Diese ursprüngliche Bedeutung von "Fräulein" taucht noch z. B. in Goethes[wp] Faust[wp] auf, wenn Faust Gretchen mit den Worten anspricht:

Mein schönes Fräulein, darf ich wagen,
Meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?

Da Gretchen eine Person niederen Stands ist, ist das als eine bewusst galante Anrede zu verstehen, mit der Faust Gretchen nach allen Regeln der (höfischen[wp]) Kunst 'bezirzen' will. Sie entgegnet so sachlich korrekt wie ungalant:

Bin weder Fräulein, weder schön,
Kann ungeleitet nach Hause gehn. (vv. 2605ff.)

Aufwertung der Weiber

Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert kam in der Sprache eine Aufwertung der Weiber in Gebrauch.

Der Begriff Frau war für die Vertreterinnen des Geschlechts aus dem Adel[wp], später auch reichen Patrizierinnen[wp] vorbehalten und bildete den Gegenpart zum Herr. Mit dem Vordringen der höfisch-höflichen Bezeichnung Dame[wp] (aus dem Französischen, zu domina Hausherrin) im Laufe des 19. Jahrhunderts, und dem Wandel der Adelsbezeichnung Frau zum Allgemeinwort, begann sich die Anrede Fräulein vor allem für berufstätige Frauen zu etablieren, beispielsweise für Angestellte in Warenhäusern und im öffentlichen Dienst (Fräulein vom Amt[wp]), Bedienungen im Gastgewerbe und Lehrerinnen.

Adligung durch Arbeit

Da weibliche Berufstätigkeit damals noch strikt auf die Zeit vor der Ehe beschränkt war, gab es im Deutschen Reich[wp] von 1880 bis 1919 sogar eine rechtliche Vorschrift (einen Ministererlass), wonach weibliche Lehrkräfte unverheiratet sein mussten, das "Lehrerinnenzölibat". Die adlige Bezeichnung für berufstätige Weiber spiegelte den Wandel von der vom Adel[wp] geprägten Feudalgesellschaft zur vom Bürgertum geprägten Bürgergesellschaft wider. Der Verwendung des Begriffs Fräulein ist somit auch ein Indiz dafür, dass Privilegien nicht mehr wie zuvor beim Adel qua Geburt, sondern durch Berufstätigkeit und Leistung verliehen werden.

Frauenprivileg in der NS-Zeit

In der Zeit des Nationalsozialismus[wp] wurde, wohl auch um die Gunst der Weiber zu sichern, die Bezeichnung Fräulein auf alle weiblichen Personen unabhängig ihres Alters ausgeweitet, wenn sie nie verheiratet waren. 1937 veranlasste der Reichs­innen­minister, dass Mütter nicht­ehelicher Kinder mit "Frau" anzureden oder anzuschreiben sind, wenn diese vor der für sie zuständigen Polizei­station ihren entsprechenden Wunsch zu Protokoll gegeben hatten. Für den Dienstverkehr des öffentlichen Dienstes galt ab Mai 1937 die einheitliche Anrede "Frau".[1] Im Zweiten Weltkrieg wurde dieses Privileg auch unverheirateten Müttern von Adoptivkindern und Verlobten von Kriegsgefallenen zugestanden.[2]

Frauenprivileg in der Nachkriegszeit

Das Bundesinnenministerium hob den national­sozialistischen Bezugserlass auf und verfügte, dass in amtlichen Schreiben jede weibliche Person, die das wünsche, mit "Frau" bezeichnet werden müsse:

"Die Bezeichnung 'Frau' ist weder eine Personen­stands­bezeichnung noch ein Teil des Namens noch ein Titel, der verliehen werden müßte oder könnte. Sie ist auch nicht gleichbedeutend mit 'Ehefrau'. Vielmehr steht es jeder unverheirateten weiblichen Person frei, sich 'Frau' zu nennen. Von dieser Möglichkeit wird zunehmend Gebrauch gemacht. Es ist daher gerechtfertigt und geboten, unverheiratete weibliche Personen auch im amtlichen Verkehr mit 'Frau' anzureden, wenn sie dies wünschen."[3]

Damit wurde amtlich verfügt, dass jedem Weib die adlige Anrede Frau zusteht.

Feministische Uminterpretation

Es war der feministischen Ideologie vorbehalten, die Adligung und Bevorzugung des Weibes in Unterdrückung und Benachteiligung umzuinterpretieren.

Unter dem Druck der feministischen Propaganda verfügte das Bundes­innen­ministerium, dass der Gebrauch des Wortes Fräulein in Bundes­behörden zu unterlassen sei:

"Es ist an der Zeit, im behördlichen Sprachgebrauch der Gleichstellung von Mann und Frau und dem zeitgemäßen Selbstverständnis der Frau von ihrer Stellung in der Gesellschaft Rechnung zu tragen. Somit ist es nicht länger angebracht, bei der Anrede weiblicher Erwachsener im behördlichen Sprachgebrauch anders zu verfahren, als es bei männlichen Erwachsenen seit jeher üblich ist. [...] Im behördlichen Sprachgebrauch ist daher für jede weibliche Erwachsene die Anrede 'Frau' zu verwenden."[4]

Die Frauenbewegung behauptete seit den 1970er-Jahren, offenbar mit dem Motiv des Männerhasses und um ein Frauen unterdrückendes Patriarchat zu konstruieren, unter Verleugnung der Bedeutung Fräulein als Fürsten­tochter, dass das Diminutiv "Fräulein" durch das genus neutrum die Assoziation geweckt würde, das weibliche Menschen "Sachen" wären).

Die Gesellschaft wurde (und wird) vom Feminismus als patriarchlisch diffamiert und der traditionelle Sprachgebrauch als sexistisch denunziert. Die geschichtliche Entwicklung, dass die Weiber sich die Aufwertung durch die Bezeichnung mit adligen Begriffen gerne gefallen ließen, wird verleugnet, weil das feministische Weltbild mit dem Mann als Täter und die Frau als Opfer konstruiert werden muss. Systematisiert wurde die Kritik am traditionellen Sprachgebrauch in den "Richtlinien zur Vermeidung sexistischen Sprachgebrauchs", die vier Linguistinnen 1981 veröffentlichten. Sie empfahlen den vollständigen Verzicht auf den Gebrauch des Wortes Fräulein; wer dieser Empfehlung nicht folge, müsse als "Sexist" gelten.

Die "Deutsche UNESCO-Kommission" schloss sich 1993 dieser Sichtweise an: "Das Prinzip der sprachlichen Symmetrie besagt, dass dort, wo von Frauen und Männern die Rede ist, beide gleich zu behandeln sind."[5] Immer dann, wenn bei einer männlichen Person der Begriff Herr als Anrede oder Bezeichnung angemessen sei, gebe es keinen Grund, einer gleichaltrigen weiblichen Person in derselben Situation die Anrede oder Bezeichnung Frau zu verwehren.

Mit dem Genderwahn wird dieser Irrsinn noch auf die Spitze getrieben. Genderisten vertreten die Auffassung, dass auch die Begriffe Frau und Mutter sexistisch seien. Deshalb sind Bestrebungen im gange, die Wörter Vater und Mutter zu verbieten und durch die Begriffe "Elter 1" und "Elter 2" zu ersetzen.

Aktueller Sprachgebrauch

Der Duden weist in einem Newsletter vom 3. Juni 2002 darauf hin, dass man Personen, die Wert darauf legen, mit Fräulein angeredet zu werden, diesen Wunsch erfüllen sollte. In aller Regel werden in solchen Fällen beim Sprechen und Schreiben in der 3. Person Singular nicht die grammatikalisch eigentlich "richtigen" Pronomina "es" und "sein" verwendet (wie z. B. noch bei den Brüdern Grimm), sondern die Wörter "sie" und "ihr".

2008 befragte das Institut für Demoskopie Allensbach[wp] Deutsche zu ihrer Akzeptanz von so genannten Tabu-Wörtern, darunter auch Fräulein. 47 Prozent der Befragten gaben an, Fräulein selbst zu verwenden. 44 Prozent sagten aus, es nicht zu verwenden, jedoch sich auch nicht daran zu stören. Lediglich 7 Prozent empfanden die Benutzung ärgerlich oder abstoßend.[6]

Iris Berben[wp] hat in ihrer Eitelkeit, Fräulein genannt zu werden, noch nicht verstanden, dass sie keine Fürsten­tochter ist:

"Iris Berben[wp], Schauspielerin, möchte gerne Fräulein genannt werden. Im Gespräch mit der Illustrierten 'Bunte' meinte sie, dass dieses Wort heute kaum noch für Unverheiratete verwendet werde, 'haben wir uns mit unserer eigenen Emanzipation wirklich ein bisschen zerstört'. Dabei sei es ihre 'kleine private Freude, dass ich noch ein Fräulein bin'. Der Traum von ewiger Jugend sei für sie sehr verlockend. 'Ja, die ewige Jugend im Kopf! Die Möglichkeit, wach zu bleiben, interessiert, neugierig. Das ist es, was ich gerne möchte.' Sie finde es schön, 'dass man eine Eitelkeit hat, auch für sich selbst; ich bin die Erste, die mich sieht.'"[7]

Einzelnachweise

  1. Verordnung des Reichs­justiz­ministeriums Nr. 2697 in Reichshaushalts- und Besoldungs­blatt v. 21. Juni 1937
  2. nach Angelika Gardiner-Sirtl: Gleichberechtigt? Was die Frauen erreicht haben - und was zu tun bleibt, Mosaik-Verlag 1982, S. 84f
  3. Pdf-icon-extern.svg Führung der Bezeichnung "Frau" - Bezug: Runderlaß vom 9. Februar 1955 - 14 138 B 710/54, meine Schreiben vom 30. September 1971 und 1. Dezember 1971 - Unterschrift: Genscher[ext] - Bundesarchiv
  4. zitiert nach Okamura Saburo
  5. Marlis Helminger, Christine Bierbach: Pdf-icon-extern.svg Eine Sprache für beide Geschlechter. Richtlinien für einen nicht-sexistischen Sprachgebrauch.[ext] - Hrsg. Deutsche UNESCO-Kommission, 1993
  6. IfD-Umfrage 10019
  7. Privates von der Prominenz: Nennen Sie mich doch Fräulein, FAZ am 19. Oktober 2012

Querverweise

Netzverweise

Dieser Artikel basiert teilweise auf dem Artikel Fräulein (4. Oktober 2010) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. Der Wikipedia-Artikel steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported (CC BY-SA 3.0). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar, die vor Übernahme in WikiMANNia am Text mitgearbeitet haben.