Der Begriff Parallelgesellschaft bezeichnet Wirklichkeiten des Lebens in einem Gemeinwesen, die sich der alltäglichen Betrachtung des Bürgers entziehen. Vordergründig wird der Begriff auf die Gemeinschaft der Mitbürger ausländischer Herkunft (auch Migranten genannt) angewandt.
Zumeist rücken Parallelgesellschaften erst durch Skandale ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Politik, Parteien, Verwaltung und Institutionen führen ebenfalls ein Eigenleben, dessen Auswirkungen auf das Umfeld des täglichen Lebens oft mit Befremden betrachtet werden.
So gesehen umfasst der Begriff Parallelgesellschaft alles Fremde im Sinne von Gruppen der Bevölkerung in Lebensgemeinschaften oder Systemen. Für die politischen und administrativen Systeme ist das Synonym Filz (auch: politischer Klüngel[wp]) besser bekannt. Im Revierhege des Filzes bewegen sich Bürokraten, Politiker, Lobbyisten und Vertreter der Helferinnenindustrie.
Auch die Justiz kann aus der Erfahrung der Fälle Görgülü, Horst Arnold und Gustl Mollath durchaus als Parallelgesellschaft bezeichnet werden.
Zitate
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«Eine führende Parteifreundin [der Grünen aus Berlin-Kreuzberg] diagnostiziert das Inzucht-Milieu eines "Fundi-Biotops", eine ideologische Parallelgesellschaft von Leuten, die stets nur mit ihresgleichen verkehren. "Die reden gar nicht mit anderen und bleiben unter sich."»[1][2]
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«Der Begriff Parallelgesellschaft findet auf fast inflationäre Weise Eingang in die Diskussionen und etabliert sich immer mehr zum Kampfbegriff.»[3]
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«Tatsächlich ist Parallelgesellschaft ein Kampfbegriff, der darauf abzielt, Immigranten zu diskriminieren, indem er ihnen ein Fehlverhalten unterstellt: Angeblich leisten Immigranten nicht genug für ihre Integration, lernen nicht genug Deutsch, passen sich nicht der viel beschriebenen deutschen "Leitkultur" an. [...] Mit dem Vorwurf der Parallelgesellschaft wird eine Grenze gezogen zwischen dem Vertrauten und dem Fremden und es wird zugleich deutlich gemacht, dass das Scheitern der Überwindung der Grenze an den anderen, an den Fremden liegt und dass man sich deshalb um jene Fremden auch nicht mehr bemühen muss.»[4]
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Einzelnachweise
Querverweise
Netzverweise
45. Rang ergab am 29.4.2014 die Google-Suche nach "Parallelgesellschaft" für diesen Artikel.
- Andreas Kopietz: Die Clans von Berlin, Berliner Zeitung
- Kriminelle Parallelgesellschaften (Teil 1), 20. Juni 2020
- Auszug: Die Fahnder stießen mehrmals auf Anhaltspunkte, dass hier Geld gewaschen wurde und begannen tiefergehende Ermittlungen. Die Kontrollen sollen nachholen, was beim staatlichen Kampf gegen die Clan-Kriminalität in den vergangenen Jahrzehnten vernachlässigt wurde. Denn die Clans betrachten Deutschland als "Beutegesellschaft"[ext], wie es der Islamwissenschaftler Ralph Ghadban im Gespräch mit dieser Zeitung formulierte. Viele Clan-Mitglieder leben von Hartz IV und anderen staatlichen Zuwendungen. Gleichzeitig leben sie im Luxus, den sie sich aus Straftaten wie Zuhälterei, Drogenhandel und Eigentumsdelikten finanzieren. Politik und Medien ignorierten dies lange aus Angst, dass sie der Ausländerfeindlichkeit bezichtigt werden.
- Koks-Taxis und Bordelle: Die illegalen Geschäfte der Clans (Teil 2), 22. Juni 2020
- Auszug: Bei einer Aktion stellten die Ermittler 1,1 Tonnen illegalen Shisha-Tabak sicher. Der Tabak befand sich in Kartons, die sich in einem der durchsuchten Objekte bis an die Decke stapelten. Er wurde unter katastrophalen hygienischen Bedingungen am Fiskus und jeglichen Qualitätskontrollen vorbei für den illegalen Markt produziert. Dem Tabak wurden Lebensmittelfarbe und Geschmacksstoffe beigegeben. Anschließend wurde er in nachgemachten Kartons einer bekannten Marke verpackt. [...] Wenn die Täter den Shisha-Tabak verkauft hätten, hätten sie nach Angaben der Polizei einen Reingewinn von mehr als einer Million Euro erzielt. Die Fahnder beschlagnahmten außerdem mehr als 80.000 Euro Bargeld, drei hochwertige Autos, neun Luxusuhren und Falschgeld. Beschuldigt sind fünf Angehörige eines libanesisch-stämmigen Clans, die den illegalen Vertrieb von Wasserpfeifentabak zu ihrem Geschäftsfeld gemacht haben. Es ist ein boomendes Feld, das in der kriminellen Szene immer mehr an Bedeutung gewinnt. Shisha-Tabak wird entweder illegal eingeführt oder selbst hergestellt - und in den immer zahlreicher werdenden Shisha-Bars verkauft. Wie viele Shisha-Bars es in Berlin gibt, kann die Senatsverwaltung für Wirtschaft nicht sagen. Sie hat keine belastbare Statistik, weil Shisha-Bars im Rahmen der Gewerbeanzeige als Gaststätten angezeigt werden. [...] Geld verdienen die Clans auch im Rotlichtmilieu und beim Drogenhandel. So kontrollieren Mitglieder zweier befreundeter Familien zum Beispiel den Straßenstrich rund um die Kurfürsten- und Bülowstraße, wo Zuhälter aus Rumänien und Bulgarien Zwangsprostituierte aus Ungarn, Rumänien und Bulgarien laufen lassen. Ein weiterer Clan kontrolliert in großem Stil die Wohnungsbordelle in Neukölln. "Aber man kann davon ausgehen, dass berlinweit alle Clans bei Bordellen in Wohnungen und Lokalen mitmischen und niemand ein Bordell eröffnet, ohne dass sofort ein Clan in der Tür steht", sagt ein erfahrener Fahnder.
- Warum die Clans in Berlin so mächtig werden konnten (Teil 3), 23. Juni 2020
- Die Mauer war von Ost nach West durchlässiger als viele dachten. Zehntausende kamen aus dem Libanon nach West-Berlin. Unbemerkt konnten sich die Clans ausbreiten. Politiker mieden das Thema.
- Arabische Familienclans machen in Berlin Millionenbeute. Mit ihrer Parallelgesellschaft sind sie nach Einschätzung des Innensenators inzwischen zur Gefahr für die freiheitlich-demokratische Grundordnung geworden und untergraben das Vertrauen in den Rechtsstaat. Einer der Gründe dafür liegt schon bis zu 45 Jahre zurück.
- Dass die Mütter ihre Kinder generell nicht im Knast sehen wollen, bezweifle ich (Teil 4), 24. Juni 2020
- Anreißer: Die Kriminologin Dorothee Dienstbühl über die Konkurrenz der Clans untereinander. Den Einfluss der Frauen hält sie für unterschätzt. Die Repression des Staates wirkt ihrer Ansicht nach noch nicht.
- Auszug: Die Clankriminalität wurde schon von der Polizei gesehen und behandelt. Sie war aber kein politisches Thema. Weil es sich um ethnische Minderheiten handelt, waren die Politiker sehr unsicher, wie sie das Problem ansprechen sollten. Sie fürchteten bezichtigt zu werden, rassistisch zu sein. Und genau dieser Vorwurf kommt ja jetzt auch auf.
- Seit kurzem haben wir in Berlin ein Antidiskriminierungsgesetz. Glauben Sie, dass Clan-Anwälte dies benutzen?
- Definitiv. Vorwürfe aus den Reihen der Clans, die Polizei verhalte sich rassistisch, gibt es schon längst - nicht nur in Berlin. Diese Opferrolle ist vor allem vor Gericht eine beliebte Strategie. Jetzt bekommen sie noch ein zusätzliches Rechtsmittel an die Hand. Nach Razzien twittern oder posten auf Facebook mitunter vorbestrafte Akteure aus der Szene, sie seien die neuen Juden und so etwas. Ich wundere mich, dass es hier keinen Aufschrei gibt. Noch mehr wundere ich mich allerdings über Initiativen, die sich dazu benutzen lassen, zu Flashmobs gegen die Maßnahmen aufzurufen und so im Endeffekt Kriminelle zu verteidigen. Das ist eine Täter-Opfer-Umkehr, die Kriminelle heroisiert und die Polizei mit einem Generalverdacht belegt. [...]
- Clans stehen für patriarchale Strukturen und Unterdrückung der Frauen. Welche Rolle spielen Frauen?
- Der Einfluss der Frau wird unterschätzt. Sie ist die Hüterin der Familie und sie gebärt den Nachwuchs. Je größer der Clan ist, desto mächtiger ist er. Die Mutter erzieht die Kinder nach den Prinzipien der Familie. Wenn sie mehrere Kinder wunschgemäß erzogen hat, hat sie auch eine gewisse Position. Die Frau ist unheimlich wichtig, um das System zu stützen.
- Dann könnte man doch versuchen, über Sozialarbeit an die Frauen heranzukommen.
- Es gibt solche Projekte. Aber wenn Frauen plötzlich anfangen, in Frauenkurse zu gehen, die betreut sind von externen Sozialpädagogen, dann wird das in den Familien argwöhnisch beobachtet. Und das heißt auch nicht, dass die Frauen dort ihre Prinzipien verraten. Es ist deutlich schwieriger, an diese Frauen heranzutreten, als man es sich vorstellt. Viele denken, die Frauen hätten enormen Leidensdruck und wollten aus den Strukturen raus. Sie werden kontrolliert, ja. Aber sie leben ja selbst die Clanwerte.
- Integration: Die Toleranz der Linken hat zu Parallelgesellschaften geführt, Cicero am 4. September 2018 (Interview mit Ahmad Mansour[wp]) (Die Vorfälle in Chemnitz haben gezeigt, dass die Politik keine Konzepte zur Integration hat, sagt der Psychologe Ahmad Mansour. Statt Zugewanderten deutsche Werte zu vermitteln, sei die Linke vor deren patriarchalen Kultur eingeknickt.)
- Die verdrängten Armen: Londons Parallelgesellschaft lebt auf den Flüssen der Stadt, Nordkurier am 1. April 2014 (In der britischen Hauptstadt steigen die Wohnungspreise unaufhaltsam. Die eigenen vier Wände sind für viele Londoner trotz Job Luxus. Ihre Alternative: heruntergekommene Hausboote.)
- Kriminelle errichten im Netz Parallelgesellschaft, Die Welt am 25. März 2014 (Von einem "Untergrund" kann man wohl nicht länger sprechen: Laut Sicherheitsexperten haben Internet-Kriminelle längst eine Parallelgesellschaft entwickelt - und werben ganz offen für ihre Dienste.)
- Bundeszentrale für politische Bildung: Deutsche Eliten: Die wahre Parallelgesellschaft?, 1. April 2014