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Kontrasexualität

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Dem Begriff Kontrasexualität liegt die Position zu Grunde, dass der Penis die Kopie des Dildos darstellt und nicht umgekehrt. Damit stellt sie sich gegen hetero­sexo­zentristische und biologistische Sichtweisen, die Dildos als Mangel­ausgleich versteht. Durch diese Perspektiven­verschiebung wird eine demokratische, gender-unbiased Sexualpraxis ermöglicht, denn in der kontrasexuellen Gesellschaft werden nicht die für die Reproduktion zuständigen Organe als Genitale beziehungsweise als primäre erogene Zonen identifiziert. Vielmehr ist es der Anus und jedwede sexuelle Praxis, die den Anus betrifft, der zur erogenen Zone number one wird. Mit all diesen Vorschlägen wendet sich Beatriz Preciado[wp] gegen die auf Zweigeschlechtlichkeit fußende, geschlechter­different diskriminierende und immer noch patriarchal strukturierte Gesellschaft.

Queere Strategien in der Darstellung von Sexualität und die Beschreibung von visuellen Praxen operieren in den letzten Jahren mit einem dominanten Referenzpunkt: Seit der Veröffentlichung von Beatriz Preciados paradigmatischer Schrift Kontrasexuelles Manifest (2000)[1][2], das bereits drei Jahre nach seiner französischen Erstausgabe auf Deutsch erschien und in den letzten sechs Jahren breite Rezeption gefunden hat, steht der Begriff der Kontrasexualität im Mittelpunkt der Debatten um Praxis, Darstellung und Konstruktions-weise(n) von Sexualität. Kontrasexualität, so Preciado, zielt in erster Linie darauf ab, die als natürlich begriffene Sexualität als eine als natürlich konstruierte zu entlarven und alle gesellschaftlichen, kultur­politischen und repräsentations­relevanten Konsequenzen, die in eine "kontra­sexuelle Gesellschaft" münden können, zu beschreiben.

Kontrasexualität, so verheißt das Manifest, entlässt die Menschen aus der selbstgewählten Unmündigkeit in eine selbst­verantwortete Selbst­ermächtigung.[3]

Nach Preciados Auffassung hat in Zukunft der Anus zum Ort der Erfüllung jedweden Begehrens werden, weil geschlechts­neutral, sprich: kontra­sexuell. Bezeichnungen wie "maskulin" und "feminin" werden kurzerhand abgeschafft, genauso wie die Ehe, homo- oder heterosexuell.[4] Sie entwirft darin das Szenario einer "kontra­sexuellen" Gesellschaft, in der nicht Männer und Frauen, nicht Schwule und Lesben zueinander finden, sondern gleichwertige Körper einen Zeitvertrag schließen. Ähnlich ihrer intellektuellen Vorarbeiterin, der Genderistin Judith Butler, greift sich Preciado Versatzstücke aus der postmodernen, neo­marxistischen Philosophie und rührt daraus jenen Brei, der die universitären Gender Studies nährt und der ansonsten nur schwer verdaulich ist.[2]

Einzelnachweise

  1. Kontrasexuelles Manifest, 2003, aus dem Französischen von Stephan Geene, Katja Diefenbach und Tara Herbst, b_books, Berlin 2004. ISBN 3-93355738-0
  2. 2,0 2,1 Rezension unter: In der Dildokratie: Wie man den Schwanz dekonstruiert, ohne ihn abschneiden zu müssen., Beatriz Preciados "Kontrasexuelles Manifest" erhebt die Queer Theory zur Staatsdoktrin, taz am 19. Juni 2004
  3. WGvdL-Forum (Archiv 2): Ohne Worte, Holger unplugged am 29.12.2010 - 06:52 Uhr
  4. Rezension Perlenfischer

Querverweise

Netzverweise