Der Begriff Juste milieu (französisch für "richtige Mitte", "Beibehalten des Mittelmaßes") ist ein Kampfwort (ähnlich wie dem Wort "Bourgeoisie", das ebenfalls eindeutig negativ konnotiert ist), welches zunächst von Vertretern der politischen Linken als Bezeichnung für staatstragende Gesellschaftsschicht benutzt und danach zu einem solchen umgedeutet wurde, welches vorzugsweise von politisch nicht-links gesinnten Personen als abfällige Bezeichnung für das politische Establishment benutzt wird.
Der Begriff juste milieu bezeichnete, wörtlich übersetzt, die "genaue Mitte", also jene prosperierende Mittelschicht, die im Frankreich der so genannten Julimonarchie[wp], unter dem König Louis Philippe[wp], der von 1830 bis 1848 regierte, politisch und wirtschaftlich dominant wurde. Diese Mittelschicht war der Motor des Fortschritts, der beginnenden Industrialisierung[wp], des Frühkapitalismus[wp]. Sie emanzipierte sich, um mit Nietzsche[wp] zu sprechen, von asketischen oder heroischen Idealen und sah im Konsum, im Reichtum Werte an sich.[1]
Weitere Quellen
Alle zerreißen sich heute das Maul über das sogenannte "juste milieu". Ein Kampfbegriff war es immer. Zunächst von links. Dann wurde es ein Wort, mit dem Nichtlinke das Establishment kritisierten.
Ursprünglich ist der Begriff "juste milieu" (ähnlich wie "Bourgeoisie", die bei uns auch eindeutig negativ konnotiert ist) eine ganz sachliche soziale Kategorie: Sie bezeichnete, wörtlich übersetzt, die "genaue Mitte", also jene prosperierende Mittelschicht, die im Frankreich der so genannten Julimonarchie, unter dem König Louis Philippe, der von 1830 bis 1848 regierte, tonangebend wurde. Diese Mittelschicht war der Motor des Fortschritts, der beginnenden Industrialisierung[wp], des Frühkapitalismus[wp]. Sie emanzipierte sich, mit Nietzsche zu sprechen, von asketischen oder heroischen Idealen und sah im Konsum, im Reichtum Werte an sich.
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– Die Welt[1]
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In der Wirtschaftssoziologie: (frz.), die richtige Mitte, beim Handeln und Urteilen das Mittelmass zwischen Extremen. [1] Nach der Julirevolution von 1830[wp] in Frankreich wurde das juste milieu zum Grundprinzip der Regierungspolitik des "Bürgerkönigs" Louis Philippe: Das Staatswohl könne nur bewahrt werden, wenn die Regierungsgewalt den verfeindeten Parteien der Royalisten und Republikaner gegenüber ein juste milieu, d.h. ein Mittelmass beachte. Diese politische Maxime fand ihre soziale Stütze im liberal-konservativ gesinnten Großbürgertum. In der Folge bedeutete juste milieu in politischer Hinsicht eine Schaukel- und Balancepolitik, in kultureller Hinsicht eine Vermeidung oder Abschwächung theoretischer und praktischer Gegensätze und Extreme. [2] Später ein Synonym für Mittelmässigkeit und laue Gesinnung. H. Maus (1940) zufolge war das juste milieu im 19. Jahrhundert die das Bürgertum prägende Haltung.
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– Wirtschaftslexikon[2]
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Einzelnachweise
Querverweise