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Gender Biomedizin
Der Begriff Gender Biomedizin (geschlechtergerechte Analyse und Behandlung von Krankheiten, GB, engl. Gender aspects in Biomedicine) bezeichnet ein 1993 in den USA als Forschungsrichtung etabliertes Teilgebiet der Biomedizin[wp]. Der Gender Biomedizin liegen alle naturwissenschaftlich dokumentierten Unterschiede der beiden Geschlechter (männlich/weiblich) zugrunde. Insbesondere die vorgeburtliche Vermännlichung des ursprünglich neutral bzw. weiblich angelegten menschlichen Embryos bildet die theoretische Grundlage dieser Richtung der Biomedizin.
Geschichte
Im Jahr 1993 veröffentlichte die United States Food and Drug Administration[wp] (F.D.A.) ihre so genannten Richtlinien zu den Geschlechter-Unterschieden (Gender Differences). Nach diesen Vorgaben ist es ab 1994 für alle zu prüfenden Medikationen vorgeschrieben, die Geschlechter-Unterschiede (Männer verglichen mit Frauen) in die experimentellen Analysen mit einzubeziehen. Ab Mitte der 1990er Jahre konnte man in Fachpublikationen mit zunehmender Häufigkeit den Begriff Gender Differences lesen. Wie der Harvard-Biologe David Haig[wp] in einem grundlegenden theoretischen Beitrag[1] nachgewiesen hat, nahm die Nennung des Begriffs Gender (in der Evolutionsbiologie die Entwicklung eines männlichen bzw. weiblichen Embryos zum geschlechtsreifen Individuum) in der biomedizinischen Literatur ab diesem Zeitpunkt erheblich zu. Im Jahr 2010 wurde im Universitätsverlag Göttingen eine Monographie mit dem Titel Sex und Gender in der Biomedizin publiziert.[2] Auf Grundlage der dort zusammengefassten Befunde und aktuellerer Studien, sowie der zentralen Erkenntnis, dass die Geschlechtschromosomen[wp] bei Mann und Frau nicht nur in den Gonaden[wp], sondern im ganzen Körper exprimiert werden[3], wurde der Begriff "Gender aspects in Biomedicine", deutsche Kurzform "Gender Biomedizin" (GB) geprägt und diese Disziplin ausführlich charakterisiert.[2][4]
Naturwissenschaftliche Grundlagen
Die GB basiert u. a. auf der Erkenntnis, dass eine befruchtete Eizelle (Zygote[wp]), obwohl zu etwa 50 : 50 % entweder weibliche (XX) bzw. männliche (XY)-Varianten gebildet werden[2], sich zunächst geschlechtsneutral bzw. feminin entwickeln. Erst im zweiten Schwangerschaftsmonat wird bei den XY-Varianten eine aktive Vermännlichung des weiblichen Embryos hervorgerufen, wobei das Steroidhormon Testosteron als entscheidender Regulator dient.[4] Es folgt daraufhin eine hormonell gesteuerte Maskulinisierung des Gehirns. Diese evolutionsbiologisch begründete Sicht von "der Frau als primärem Geschlecht" wird u. a. durch die Beobachtung unterstützt, dass Männer über funktionslose Brustwarzen verfügen, ohne jemals "Muttermilch" absondern zu können.[4] Weiterhin haben DNA-Sequenzanalysen zu der Erkenntnis geführt, dass sich Männer und Frauen um ca. 1,5 % voneinander unterscheiden, eine Differenz, die in etwa dem Spezies-Unterschied von Schimpanse und Mensch entspricht. Diese und weitere Befunde aus der evolutionären Entwicklungsbiologie[5] haben zur Erkenntnis geführt, dass sich Männer und Frauen derart deutlich voneinander unterscheiden, dass es angemessen erscheint, die beiden Geschlechter als separate, evolvierte Menschentypen zu betrachten.[4]
Abgrenzung zu den Gender-Studien
Die ausschließlich naturwissenschaftlich-experimentell begründete Gender Biomedizin[2], eine Erweiterung der bereits in den 1980er Jahren initiierten Gender Medicine, basiert auf physikalisch-biochemisch-molekulargenetischen Befunden.[5] Die GB ist daher eine ideologiefreie, ergebnisoffene Disziplin der Life Sciences (Biowissenschaften). Im Gegensatz dazu basieren die seit Mitte der 1990er Jahre an deutschen Universitäten gelehrten, sozial- bzw. geisteswissenschaftlich begründeten Gender Studies (GS) auf fragwürdigen Annahmen. Wie in einer umfassenden Studie dargelegt[4], können die "Gender Studies" auf die Irrlehren des US-Psychologen John Money zurückgeführt werden. Die Money'sche These einer "geschlechtsneutralen Geburt" mit anschließender erzieherischer Prägung[wp] in männliche bzw. weibliche Richtung wurde insbesondere durch die Erkenntnisse der molekularen Gender Biomedizin widerlegt.[3][5]
Da Vertreter der sozio-politischen "Gender Studies" irrtümlicher Weise Aspekte der GB in ihr Konzept integriert haben, wurde zur Abgrenzung GB vs. GS der Begriff Moneyismus geprägt.[4] Wie im Detail nachgewiesen werden konnte[4][6], lassen sich die wesentlichen Aussagen der Gender-Ideologie (an Universitäten als Studienfach Gender Studies präsent) auf die Ideen von John Money zurückführen, wobei u. a. auch die Bücher der US-amerikanischen Autorin Judith Butler prägend waren. Über feministische Schriftstellerinnen wie Butler etc. wurden die Thesen von John Money zur Grundlage der deutschen Geschlechterforschung. Das Wort "Gender" wird u. a. von der Politikwissenschaftlerin Jemima Repo (im soziologischen Sinne das "soziale Geschlecht") als politischer Kampfbegriff interpretiert.[6]
Einzelnachweise
- ↑ Haig, D.[wp] (2004) The inexorable rise of gender and the decline of sex: Social change in academic titles, 1945-2001. Arch. Sex. Behav. 33, 87-96
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Klinge, I., Wiesemann, C.[wp] (Eds.) (2010) Sex and Gender in Biomedicine. Theories, Methodes, Results. Göttingen: Universitätsverlag, Göttingen
- ↑ 3,0 3,1 Bellott, D. W., Hughes, J. F., Skaletsky, H. et al. (2015) Mammalian Y-chromosomes retain widely expressed dose-sensitive regulators. Nature 508, 494-499
- ↑ 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 4,6 Kutschera, U. (2016) Das Gender-Paradoxon. Mann und Frau als evolvierte Menschentypen. Berlin: LIT-Verlag
- ↑ 5,0 5,1 5,2 Meyer, A.[wp] (2015) Adams Apfel und Evas Erbe. Wie die Gene unser Leben bestimmen und warum Frauen anders sind als Männer. München: C. Bertelsmann Verlag
- ↑ 6,0 6,1 Repo, J. (2016) The Biopolitics of Gender. New York: Oxford University Press
Netzverweise
- Wikipedia führt einen Artikel über Gendermedizin
- The Drug-Dose Gender Gap, The New York Times (Jan. 28, 2013)
- Stanford University's Gendered Innovations
- Gender-Zensur bei Wikipedia: Gender Biomedizin, Gender-Diskurs am 29. April 2016
- Gender Biomedizin[ext] - Wikipedia, 28. April 2016 um 12:52 Uhr