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Alleintätertheorie

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Alleintätertheorie ist die Singularform von Verschwörungstheorie.

Struktur

Alleintätertheorien bieten einfache Erklärungsmodelle für kontroverse Sachverhalte nebst einem leicht zu konsumierenden Sündenbock[wp], auf dem sich öffentliche Entrüstung entladen kann. Sie sind typischerweise schwer aufklärbar, weil der angebliche Einzeltäter umgehend liquidiert wird und folglich keine gerichtliche Klärung mehr erfolgt.

Entstehung

Im Gegensatz zu den meisten Verschwörungstheorien stammen Alleintäter­theorien typischerweise aus staatlichen Quellen. Sie werden entweder von offizieller Seite ausgegeben oder an servile Medien­vertreter und Historiker lanciert. Auf diese Weise werden Meinungskartelle generiert, die Eigen­dynamiken wie Resistenz gegen Kritik entwickeln. Kritiker werden als Verschwörungs­theoretiker, Häretiker[wp] oder Nestbeschmutzer[wp] wahrgenommen.

Funktion

Alleintätertheorien besetzen die Deutungshoheit unklarer Sachverhalte und lenken von der möglichen Deutung alternativer Zusammenhänge ab. Nicht selten sind sie Bestandteil einer so genannten Cover-up-Story (Legende) von Staats­verbrechen. Aufgrund ihrer Einfachheit werden Alleintäter­theorien insbesondere von Zeitgenossen schlichten Geistes dankbar aufgenommen und gepflegt, während komplexere Erklärungs­modelle oft den Rezipienten überfordern und daher abgelehnt und verteufelt werden.

Bekannte Alleintäterheorien

Reichstagsbrand

Am 27. Februar 1933 brannte das Berliner Reichstagsgebäude. Politik, Medien und Gerichte machten den stark sehbehinderten und geistes­schwachen niederländischen Arbeiter Marinus van der Lubbe[wp] verantwortlich, der für die ihm vorgeworfenen Straftaten rechtskräftig verurteil und hingerichtet wurde. Die bis 1949 unter nicht-national­sozialistischen Historikern unstreitige Auffassung, der Brand des Reichstags­gebäudes sei von der SA[wp] gelegt worden, um für den Erlass der bereits längere Zeit zuvor ausgearbeiteten Notstandsgesetze[wp] zur totalen Machtübernahme einen Anlass zu schaffen, wurde durch eine Artikel­serie im Nachrichten­magazin DER SPIEGEL infrage gestellt. Lanciert wurde die Serie von Rudolf Augsteins[wp] Freund Rudolf Diels[wp], vormals erster Gestapo-Chef, der höchst­wahrscheinlich selbst an der Brandlegung beteiligt gewesen war. Während ausländische Historiker keine Zweifel an der Theorie der Täterschaft der SA hegen, wird die Legende durch das Medium SPIEGEL und dessen politische Unterstützer in Deutschland bis heute gepflegt.

John F. Kennedy-Attentat

Präsident John F. Kennedy wurde am 22. November 1963 bei einem Besuch in Dallas, dem Zentrum der politischen Rechten in den USA, von mindestens zwei Gewehrkugeln getroffen und verstarb. Nach früherer offizieller Version bis 1998 soll er von einem autonom handelnden Attentäter namens Lee Harvey Oswald[wp] erschossen worden sein. Die im Ausland von Anfang an bezweifelte These ging auf politische Beamte zurück, die von dem Attentat[wp] profitierten wie Präsident Lyndon B. Johnson[wp], FBI-Chef Hoover[wp] und Nicholas Katzenbach[wp]. Trotz inzwischen erdrückender Beweislage halten Zeitungen wie Der Spiegel und andere Medien an der Alleintäter­theorie fest.

Robert Kennedy-Attentat

In der Nacht zum 5. Juni 1968 wurde in einer Hotelküche Präsidentschafts­bewerber Robert Kennedy[wp] bei einem Schusswechsel tödlich getroffen. Als verwirrter Alleintäter wurde Sirhan Bishara Sirhan[wp] präsentiert, der beinahe auch erschossen worden wäre. Sein angebliches Tatmotiv und der genaue Tathergang sind bis heute ungeklärt. In dem Hotel war auch eine Person anwesend, die bei den Attentaten auf John F. Kennedy und Martin Luther King ebenfalls am Tatort präsent war. Sirhan selbst war unter anderem als Pferdepfleger für einen Mafioso[wp] tätig.

Ermordung von Martin Luther King

Der schwarze Pfarrer und Friedens­nobel­preisträger Martin Luther King[wp], dessen vom FBI ausgewählter Codename Zorro lautete und im Rahmen der Operation COINTELPRO[wp] mit unterschiedlichsten Mitteln in seiner Tätigkeit als Bürger­rechtler[wp] sabotiert wurde, wurde am 04.04.1968 um 18.01 Uhr auf dem Balkon des Lorraine Motels in Memphis erschossen[wp]. Am 8. Juni 1968 wurde James Earl Ray in London als mutmaßlicher Mörder von Martin Luther King verhaftet. FBI-Chef J. Edgar Hoover[wp] und Justiz­minister Ramsey Clark[wp], der bereits eine erfolglose Nach­unter­suchung zu Kennedys Autopsie leitete, entschieden kurz darauf, dass er der alleinige Mörder Kings wäre, obwohl das Ray mittels zweier Finger­abdrücke zugeordnete Gewehr und die Kugel, die King traf, nicht zusammen­passten. Obwohl die angebliche Mordwaffe auch beim Ziel­genauigkeits­test versagte, weil das Ziel­fernrohr nie genau eingestellt wurde, wurde Ray als Alleintäter zu einer lebens­langen Haftstrafe verurteilt. Sheriff Jim Green erklärte hingegen, Teil eines vom FBI Direktor Cartha DeLoach geführten Komplotts zur Ermordung Kings gewesen zu sein. Weiter erklärte er, dass Ray bereits kurz vor seinem Gefängnis­ausbruch als "Sündenbock" für den Mord an King ausgewählt worden sei. Obwohl Martin Luther Kings Witwe Coretta Scott King[wp] 1999 mit ihrer Familie einen zivil­gerichtlichen Prozess in erster Instanz gewann, in dem festgestellt wurde, dass es sich bei dem Mörder Kings nicht um einen Einzeltäter handelte, sondern dass der Mord an King ein Komplott war, wird von vielen Medien immer noch das Narrativ des Einzeltäters James Earl Ray als wahre Tatsache dargestellt.

Oktoberfest-Attentat

Etwa eine Woche vor der Bundestagswahl 1980 explodierte am Haupteingang des Münchener Oktoberfests eine Rohrbombe (Oktoberfestattentat[wp]), wodurch dreizehn Menschen ums Leben kamen und mehr als 200 Menschen verletzt wurden. Auch der rechtsextreme Bombenleger Gundolf Köhler[wp] kam bei der Explosion ums Leben. Nach dem Anschlag erklärte Franz Josef Strauß[wp] umgehend, dass linke Terroristen die Täter seien. Nachdem aufgedeckt wurde, dass Gundolf Köhler Rechtsextremist war, erklärte der bayerische Innenminister Gerold Tandler[wp] umgehend, dass Köhler ein Einzeltäter war. Mehrere Zeugen hatten jedoch unabhängig voneinander Gundolf Köhler mit mehreren anderen Personen in grünen Parkas noch kurz vor der Explosion am Tatort miteinander sprechen sehen. Dem acht Monate später vorgelgten Abschluss­bericht des Bayerischen LKA zufolge soll Köhler die mit einem komplizierten Zündmechnismus versehene Bombe selbst gebaut, transportiert und gezündet haben. General­bundes­anwalt Kurt Rebmann stellte Ende 1982 die Ermittlungen offiziell ein und führte zum Hintergrund des Anschlags aus, dass schwere persönliche Krisen wahrscheinlicher als eine politisch motivierte Tat seien. Der Zeuge Frank Lauterjung starb überraschend an Herzversagen. Der Rechtsextremist Heinz Lembke kam, nachdem er zu der NATO-Geheim­organisation Gladio zugerechneten Waffern­lagern von Rechts­extremisten aussagen wollte, in Haft ums Leben, bevor er eine Aussage vor Gericht machen konnte. Ein Geständnis von Walter Behle, Mitglied der Wehrsportgruppe Hoffmann[wp] (WSG), wurde von der Polizei als alkohol­bedingte Auf­schneidereien abgetan und dem Geständnis des WSG-Funktionärs Stefan Wagner wurde nicht weiter nachgegangen. Ermittlungen zu möglichen weiteren Tätern wurden unter Verweis auf die Richtigkeit der Einzeltäter­theorie bis heute nicht wieder aufgenommen.

Lembke-Waffenversteck in Lüneburger Heide

Am 26. Oktober 1981 wurde in der Lüneburger Heide bei Uelzen ein unterirdisches Waffenversteck gefunden, das dem Waldhüter Heinz Lembke[wp] zugeordnet wurde. Rechtsextremist Lembke, der u. a. für die NPD kandidiert hatte, wurde als verwirrter Waffennarr dargestellt, der in Eigeninitiative dieses und 32 weitere Erd-Depots angelegt habe - eine Legende die wegen des umfangreichen Vorrats an schwer zu beschaffenden Waffen kaum aufrecht zu erhalten war. In dieser Angelegenheit ging die Justiz erstaunlicherweise nicht gegen Lembke vor. Auch ein Hinweis, der einen Tag nach dem Attentat vom Münchner Oktoberfest[wp] auf Lembke als Beschaffer des Sprengstoffs eingegangen war, hatte seinerzeit nicht zu einer gründlichen Untersuchung geführt. Als Lembke in einem anderen Fall inhaftiert wurde, kündigte er an, ein Geständnis abzulegen, und wurde kurz darauf erhängt in seiner Zelle aufgefunden. Später stellte sich heraus, dass Lembke das Depot im Auftrag von Gladio[wp] verwaltet hatte.

Anschläge vom 11.09.2001

Eine Variante der Alleintätertheorie ist die These, dass der ehemalige CIA-Partner und islamische Fundamentalist Osama bin Laden[wp] die Terror­anschläge in den USA geplant und koordiniert habe. Die Terror­anschläge am 11. September sollen von einer Gruppe von nur neunzehn Verschwörern, die lediglich mit Teppich­messern bewaffnet waren, durchgeführt worden sein, indem diese zwei Flugzeuge entführten und mit diesen als Waffen bei einem Selbstmord­attentat drei Hochhäuser in New York zum Einsturz gebracht haben. Die als Zwillings­türme bezeichneten ersten beiden Gebäude sollen durch mit ihnen kollidierte, von zu einem religiös motivierten Selbstmord­anschlag entschlossen Terroristen gesteuerte Flugzeuge zum Einsturz gebracht worden sein, wobei unklar bleibt, wie das dritte Hochhaus (World Trade Center 7[wp]) ohne ein mit ihm kollidiertes Flugzeug zum Einsturz gebracht werden konnte. Bin Laden soll ebenfalls einen erfolgreichen Terror­angriff mit einem von einigen seiner Mitverschwörer gekaperten und bei einem Suizid­anschlag als Waffe eingesetzten Flugzeug auf das Pentagon angeordnet haben, der von der Flugabwehr unbemerkt blieb. Das einzige bekannte Beweisstück für die These, dass wenigstens einer der angeblichen Attentäter in irgendeiner Beziehung zu den am 11.9.2001 gekaperten Flugzeugen stand, ist ein in den Trümmern der eingestürzten Gebäude gefundener Ausweis des seit einiger Zeit bis zu seinem Tod unter geheimdienstlicher Beobachtung gestandenen Mohammed Atta[wp], wobei unklar ist, wie der Ausweis im Gegensatz zu den Flugschreibern trotz Explosion, Bränden, Gebäude­einsturz und den groß­angelegten Einsatz von Löschwasser unversehrt geblieben sein konnte. Die neunzehn vom FBI zu Tätern erklärten Verdächtigen werden seit den Attentaten spurlos vermisst. Auch diese Tathergangs­theorie sowie die Koordination durch den ehemaligen CIA-Partner Bin Laden wird von DER SPIEGEL kritiklos gestützt.

Migrantengewalt

Auch noch was aus der Kategorie Doppelbegriffe und doppelte Maßstäbe.

Greift ein Weißer eine Moschee oder Muslime an, heißt es sofort, auch wenn er es alleine gemacht hat, dass es kein Einzeltäter war, das nur wilde Theorien seien, dass dahinter immer ein ganzes Terrornetzwerk stecken muss, irgendwelche rechten Foren und Gruppen, in denen sich der Täter zuvor "radikalisiert" haben muss. Und der NSU - von dem mir immer wieder Leute schreiben, den gäbe es gar nicht - gilt als das Terror­netzwerk schlechthin. Theoretiker würden sagen: Die Mutter aller Verschwörungen.

Verschiedene Medien, wie Rosenheim 24, schreiben (aus der BILD hinter Paywall):

Zitat: «Ermittler sollen in einer Mülltonne des Obdachlosen­heimes, in dem der Messerstecher von Würzburg wohnte, Propaganda­material der Terrormiliz IS gefunden haben. Das berichtet die BILD-Zeitung. Der 24 Jahre alte Täter habe das Material wohl vor seiner schrecklichen Tat dort entsorgt.»

Der bleibt dann aber "Einzeltäter". Da gibt es kein Terror­netzwerk, das dahinter steckt, schon gar nicht die "Terrormiliz Islamischer Staat".

Komisch ist auch:

Auf der einen Seite gibt es dann immer sofort Forderungen, dass die Foren und Chats und Netzwerke überwacht und ausgetrocknet werden müssten. Dass das unterbunden werden muss, dass wir "Kampf gegen Rechts" brauchen und so weiter und so fort.

Auf der anderen Seite: Nichts dergleichen. Da heißt es lapidar "Der Islam gehört zu Deutschland" und fertig. Kein Netzwerk, das irgendwie überwacht werden müsste.

Ist Euch mal aufgefallen, dass die Grünen ihre "Netzfeuerwehr" auch nur in einer Richtung betreiben?

Zitat: «Menschen­verachtende und populistische Positionen lassen wir nicht unkommentiert stehen. Unsere Gesellschaft ist demokratisch und vielfältig. Als Grüne Netzfeuerwehr diskutieren und liken wir gegen die Kommentar-Lawinen von Rechts unter Grünen Beiträgen an. Wir melden Lügen, Hass und Hetze und gehen rechtlich gegen Kommentare und Beiträge vor, bei denen das möglich ist.»[1]

Von Islamismus steht da nichts.

– Hadmut Danisch[2]

Einzelnachweise

Querverweise

Netzverweise

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Alleintätertheorie aus dem (inzwischen geschlossenen) Parteibuch Lexikon vom 18. Juli 2008.