Erinnere Dich an die Movember Wohltätigkeitsveranstaltungen im November. |
MediaWiki[wp] ist männerfeindlich, siehe T323956. |
TINA-Prinzip
Mit dem politischen Schlagwort TINA-Prinzip (auch TINA-Argument oder TINA-Syndrom) wird meist in polemischer Absicht ein Standpunkt bezeichnet, der geltend macht, dass es zu einer politischen Lösung keine Alternative gäbe. TINA ist ein Akronym[wp] aus den Worten There Is No Alternative! (deutsch: "Es gibt keine Alternative").
Ursprung
Der französische Soziologe Pierre Bourdieu[wp] soll der Urheber des Begriffs TINA-Prinzip sein.[1][2][3]
Thatcherismus
Der politische Slogan there is no alternative wurde von der britischen Premierministerin Margaret Thatcher[wp] in der Anfangszeit ihrer Regierung wiederholt verwendet, um ihre Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik (vgl. Thatcherismus[wp]) zu legitimieren, welche durch den Abbau des Sozialstaates und wirtschaftsliberale Reformen bei gleichzeitig konservativen Gesellschaftsvorstellungen geprägt war.[4] Diese Formel bringt nach Auffassung des Soziologen Helmut Dubiel[wp] ein technokratisches Weltbild auf den Punkt und versucht soziale und ökologische Forderungen abzuwehren, indem es auf einen zwingend zu beschreitenden Entwicklungspfad verweist.[5] Die Bekanntheit dieses Slogans für Thatchers Politik zeigte sich unter anderem darin, dass Claire Berlinski[wp] für die von ihr geschriebene Thatcher-Biographie diesen Slogan als Titel wählte.[6] Tina wurde bald als Spitzname für Thatcher gebraucht.[7]
Deutschland
Im deutschen Sprachraum wird der Begriff "alternativlos" sinngemäß verwendet.
Mit dem Schlagwort "alternativlos" haben in verschiedenen Zusammenhängen insbesondere ab 2009 Angela Merkel und andere Mitglieder der Bundesregierung mehrere politische Entscheidungen gerechtfertigt, beispielsweise das Banken-Enteignungsgesetz, der Afghanistan-Einsatz, der Bundeshaushalt 2011 und das Euro-Rettungspaket.[8][9][10][11][12]
Der Begriff "alternativlos" wurde von der Gesellschaft für deutsche Sprache[wp] zum Unwort des Jahres[wp] 2010 gekürt:[13]
Zitat: | «Das Wort suggeriert sachlich unangemessen, dass es bei einem Entscheidungsprozess von vornherein keine Alternativen und damit auch keine Notwendigkeit der Diskussion und Argumentation gebe. Behauptungen dieser Art sind 2010 zu oft aufgestellt worden, sie drohen, die Politikverdrossenheit in der Bevölkerung zu verstärken.» - Zitat der Jury-Entscheidung[14] |
Weiterhin sollen mit dem Begriff auch die Gesundheitsreform 2007, das Bahnprojekt Stuttgart 21 und andere politische Entscheidungen gerechtfertigt worden sein, ebenso habe Roland Koch[wp] mit diesem Begriff unter anderem den umstrittenen Ausbau des Frankfurter Flughafens begründet.[15]
Kritik
Gegenbegriff
Die Globalisierungskritikerin Susan George[wp] hat dem TINA-Prinzip den Ausruf "TATA!" (There Are Thousands of Alternatives!, dt. Es gibt Tausende Alternativen!) entgegengestellt.[16] Spätestens nach dem Weltsozialforum in Porto Alegre wurde dem TINA-Paradigma der Alternativlosigkeit der Ausspruch "Eine andere Welt ist möglich" entgegengestellt.[17]
Propaganda
Die behauptete Alternativlosigkeit ist meist nicht real, sondern nur ein propagandistisches Mittel, um Kritik in der Öffentlichkeit von vornherein zu delegitimieren und eine Diskussion zu unterbinden.
Zitat
- "Die AfD ist die Antwort auf TINA - und als solche berechtigt." - Norbert Bolz[18]
Einzelnachweise
- ↑ Zygmunt Bauman: Demokratie: Zerstreuung der Macht, Die Zeit am 18. November 1999
- ↑ TINA-Prinzip und TINA-Positivismus[ext] - Tobias Kröll, 12. Juni 2010 (14 Seiten)
- ↑ TINA-Prinzip: Warum wir auf Killerphrasen hereinfallen, Wirtschaftswoche am 10. Juli 2011
- ↑ Beispielsweise sagte Margaret Thatcher auf der Conservative Women's Conference, 21 May 1980: "We have to get our production and earnings in balance. There's no easy popularity in what we are proposing, but it is fundamentally sound. Yet I believe people accept there is no real alternative." zitiert nach: Antony Jay (Hg.): "The Oxford Dictionary of Political Quotations". (Oxford and New York: OUP 1996, S. 361
- ↑ Helmut Dubiel: Die Stunde der Verführer, Die Zeit Nr. 37/2002
- ↑ Claire Berlinski: There Is No Alternative: Why Margaret Thatcher Matters. New York 2010, ISBN 0-465-02027-5
- ↑ vgl. z.B. Alle scharen sich um TINA, Die Zeit Nr. 43/1981
- ↑ Merkel verteidigt Banken-Enteignungsgesetz, N24 am 18. Februar 2009
- ↑ Für Merkel ist Afghanistan-Einsatz alternativlos, Netzeitung am 2. Juli 2009
- ↑ Schäuble verteidigt Schuldenabbau als alternativlos, Stern am 7. Juli 2010
- ↑ Brüderle sieht keine Inflationsgefahr für den Euro, Die Welt am 28. November 2010
- ↑ Das Totschlagargument, Deutschlandradio am 18. Januar 2011
- ↑ "Alternativlos" ist das Unwort des Jahres, tagesschau.de[wp] am 18. Januar 2011
- ↑ Pressemitteilung der Unwort-Jury
- ↑ "Alternativlos" ist das Unwort des Jahres, Spiegel Online am 18. Januar 2011
- ↑ Susan George: Another World Is Possible, The Nation Magazine am 18. Februar 2002
- ↑ Oliver Nachtwey: Die globalisierte Revolte. S. 9, in: Christine Buchholz et al: Unsere Welt ist keine Ware. Köln 2002, S. 1-10
- ↑ Twitter: @NorbertBolz - 23. Mai 2016 - 10:14
Querverweise
Netzverweise
- Die englischsprachige Wikipedia führt einen Artikel über There is no alternative
- Die deutschsprachige Wikipedia führt einen Artikel über TINA-Prinzip, Alternativlos
- PlusPedia führt einen Artikel über Alternativlos (Wort)