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Behauptungsdespotismus

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Hauptseite » Sprache » Diskurs » Behauptungsdespotismus

Das Schlagwort Behauptungsdespotismus (Kofferwort aus den Begriffen Behauptung und Despotismus im Sinne von willkürliches Herrschaftsmittel) bezeichnet den kombinierten Einsatz der öffentlichen Äußerung von Behauptungen und politischer Macht im politischen Diskurs als politisches Instrument im Meinungskampf durch Akteure, die die Deutungshoheit innehaben und deshalb die von ihnen thesenartig formulierten Forderungen ohne argumentative Aus­einander­setzung mit Meinungs­gegnern durchsetzen können.

Verwendungsbeispiele

Zitat: «[...] gibt einen breiten Überblick über das Thema Frauenquote, die wissenschaftlich unhaltbaren Begründungen, den politischen Behauptungs­despotismus und die möglichen Auswirkungen der Zwangs, Frauen zu bevorzugen.»[1]
Zitat: «Nehmen wir die Frauenförderung: Ständig wird auf Studien verwiesen, wonach mehr Frauen im Vorstand Unternehmen erfolgreicher machen. Es handelt sich dabei um genau eine Studie von zweifel­hafter wissen­schaftlicher Qualität. Und ist die Frau der Grund für den Erfolg - oder sind die Unter­nehmen so erfolgreich, dass sie sich eine Frau im Vorstand leisten können? Hier mischt sich Behauptungs­despotismus mit Kausalitäts­pornographie.» - Klaus Werle[2]
Zitat: «Auch dass so genannte "gemischte" Teams "bessere" Entscheidungen träfen, ist durch keine seriöse Forschung gestützt. Das ist schlichter Behauptungs­despotismus; dafür gibt es ebenfalls keine breite Datenbasis. Die Kausalitäts­pornographie gibt ihr Bestes: Es kursiert eine Studie, die glaubt nachgewiesen zu haben, dass die Wert­entwicklung des Unter­nehmens über­proportional steigt, wenn wenigsten eine Frau im Vorstand ist. Deshalb? Weil eine Frau im Vorstand ist? Will man allen Ernstes einen kausalen Zusammenhang unterstellen? Ebenso gut könnte man behaupten, die Unternehmen sind so erfolgreich, dass sie sich eine Frau im Vorstand leisten können.» - Reinhard Sprenger[3]
Zitat: «So funktioniert der neue Behauptungs­despotismus: Man zitiert ein paar wissenschaftliche Studien, und dann ist Ruh.» - Reinhard K. Sprenger[wp][4]
Zitat: «Das hindert die Behauptungs­despoten nicht, harthörig nach der Quote zu rufen.» - Reinhard K. Sprenger[5]

Einzelnachweise

  1. Man in the Middle: Frauenquoten in Unternehmen und bei der Besetzung von Arbeitsplätzen: Frauenquoten in Unternehmensvorständen
  2. Klaus Werle: Warum Reinhard K. Sprenger in einer Band spielt: Wer irgendwo Meister ist, sollte irgendwo Schüler sein, Manager-Magazin am 18. September 2015
  3. Reinhard Sprenger: Führungsexperte: Wie heißt die Frage, auf die Frauen die Antwort sind?, Handelsblatt am 8. Mai 2015
  4. Reinhard K. Sprenger[wp]: So funktioniert der neue Behauptungsdespotismus: Man zitiert ein paar wissenschaftliche Studien, und dann ist Ruh, Neue Zürcher Zeitung am 10. Dezember 2020
    Anreißer: Wissenschaft ist Wahrheitssuche. Wer sie betreibt (oder sich auf sie beruft), sollte akkurat sein. Doch immer öfter mutiert wissenschafts­basierte Meinung zu meinungs­basierter Wissenschaft.
  5. Reinhard K. Sprenger: Die Bauernopfer der Sugar-Daddys, Schweizer Monat am 1. November 2013
    Frauen werden von Männern an ihrer Karriere gehindert; Frauen sind bessere Führungskräfte; Teams mit Geschlechter­mischung arbeiten effizienter; Frauen wäre die Finanzkrise nicht passiert; Frauen sind Opfer verkrusteter Rollenbilder in der Gesellschaft; Frauen müssen in den Unternehmen die demographische Entwicklung kompensieren: Keine dieser Behauptungen ist nach wissen­schaftlichen Standards so gut gestützt, dass sie den Rang einer Tatsache beanspruchen dürfte. Es sind reine Plausibilitäts­annahmen. Die wenigen Studien, die es zu dem Thema überhaupt gibt, sind methodisch und empirisch dürftig und eher dem Wunsch­denken verpflichtet. Die Konstanzer Management­professorin Sabine Boerner hat den Wissenschafts­stand synoptisch aufgearbeitet: "Die einschlägige Forschung lässt derzeit keine Schlüsse auf eine generelle ökonomische Vorteilhaftigkeit von Gender Diversity zu."
    Das hindert die Behauptungs­despoten nicht, harthörig nach der Quote zu rufen. [...]